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Geschichte


Chronologie bis 1927

1904
Alfred Heurich baut sein erstes Faltboot nach dem Vorbild eines Eskimokajaks, Länge 4,5 m und 50 cm Breite, ohne Wellenbrecher und Spritzdecke.

1905
Alfred Heurich fährt mit seinem verbesserten 'Delphin' auf der Hochwasser führenden Isar von Bad Tölz bis München in fünf Stunden.

1907
Johann Klepper erwirbt von Heurich die Lizenz und bringt sein erstes Faltboot heraus. Pressefahrt auf dem Inn, wo der Journalist Carl I. Luther Geschmack am Kanusport findet und einer seiner besten Publizisten wird.

Der Österreicher Leopold Hofer baut nach dem Vorbild eines Eskimokajaks die erste 'Linzer Schnecke', ein starres Boot, das durch ein Holzgerüst und straff darübergezogener Leinwand gebildet wird. Sechs Meter lang und 45 cm breit.

1908
Pietschmann befährt mit einem Klepper-Boot den Inn ab Finstermünz. Er bringt das Boot von Rosenheim nach Graz, um dort eine Werft für den Bau zu interessieren.

1909
Der Engländer Layten überquert in einem Klepper-Faltboot den Kanal von Ostende nach Dover.


1910
Faltbootwerft Zach und Kölner in Graz gegründet.

1913
Dr. Alfred Korn veröffentlicht sein Buch 'Kanuführer' und schafft damit ein erstes umfassendes Werk für den Kanusport in deutscher Sprache.

1921
1. Deutsche Faltboot-Regatta auf der Isar

Klepper hat eine siebenschichtige Bootshülle entwickelt,
nennt sie 'Walroßhaut' und bringt damit ein absolut
wasserdichtes Faltboot auf den Markt.

1925
Aufruf im Kanu-Sport, 'Deutsche Flüsse in Gefahr',
es wird auf Schäden für die Natur durch Flussverbauungen
und Begradigungen aufmerksam gemacht.

Alfred Heurich stellt Luft- und Gepäcksack zur Unsinkbarmachung des Faltbootes sowie Luftpumpe und anderes Zubehör vor.

1927
Der Österreicher Edi Pawlata propagiert das 'Durchrollen' zur Wiederaufrichtung mit Boot nach Kenterung beim Österreichischen 'Paddeltag' (Eskimorolle)

(Quelle: Horst Obstoj, 1989)


Aus der Geschichte des österreichischen Paddelsportes

Ein Bericht von Leo Frühwirth

Schon im Jahre 1908 befuhr Emil Duschanek, der spätere Präsident und Ehrenpräsident des Ö.K.V., mit einem faltbaren Boot die Donau. Von den Menschen teils bestaunt und belacht, blieb er lange Zeit ein Einzelgänger. Erst 13 Jahre später gelang es ihm gemeinsam mit Johannes Pitschmann, Wien, die wenigen in Oesterreich paddelsporttreibenden Männer im Ö.K.V., der im Jahre 1921 gegründet wurde, zu vereinigen. Der älteste paddelsporttreibende Verein ist zweifellos die 'Linzer Schnecke', die, unter ihrem damaligen Vorsitzenden Weinzinger, an dieser Gründung des Verbandes maßgebend beteilit war.
Die Linzer verwendeten zu ihren Fahrten einen starren, sehr schmalen und zirka 6 m langen Kajak, der für Stromauffahrten ausgezeichnet brauchbar war und den sie 'Schnecke' nannten. Die Wiener hingegen bevorzugten mehr die Faltboote. Damals gab es noch keine Gummihäute, sondern man verwendete ungummierte Gewebe, die keineswegs wasserundurchlässig waren und erst durch aufquellen der Fasern nach zirka einer halben Stunde einigermaßen dicht wurden.
Der erste Präsident des neugegründeten Verbandes war Pietschmann. In gemeinsamer Arbeit mit Duschanek, der auch als Künstler (er ist ein ausgezeichneter Maler) einen guten Namen hat, ging es rasch vorwärts. Das Gebiet Österreichs wurde nach Flüssen und Ländern in 'Kreise' eingeteilt und bald waren überall Männer am Werk, Idealisten, die sich mit der ganzen Wucht ihrer Persönlichkeit für den neuen Sport einsetzten. Es wurden große Wanderfahrten veranstaltet und die ersten Regatten und Flußmeisterschaften ausgetragen. Was Hände und Füße hatte, ging an den Start. Diese Veranstaltungen glichen Familienfesten, die durch nichts getrübt waren, denn Egoismus und Vereinsfanatismus waren damals noch unbekannte Fremdwörter. Man betrieb einen schönen neuen Sport und war mit allen Mitteln bestrebt, diesen Sport auch anderen Menschen näherzubringen.
Das Faltboot, das die Möglichkeit gab, nicht nur breite Ströme, sondern auch die wunderbar einsamen Wildflüsse Oesterreichs zu befahren, wurde rasch ein beliebtes Sportgerät. Der Kampf mit dem Element, dem Wildwasser, die Freude an der Schönheit der Natur, das war recht ein Sport nach dem Geschmack der Menschen, die schon immer mit der Natur verbunden waren, im Winter durch den Skilauf, im Sommer durch das Wandern und Klettern in den Bergen.
Die Zahl der Anhänger des Faltbootsportes vergrößerte sich rasch. 1923 wurde die erste große Nibelungenfahrt innabwärts durchgeführt, an der bereits viele Sportkameraden aus dem Ausland teilnahmen.
Nach Pietschmann und Duschanek waren es Männer von Format, wie Hans Merinsky, A. Scharsach und der unvergessene, leider früh verstorbene Franz Kaiser, die ihre ganze Tatkraft für den Paddelsport einsetzten. Auf allen Flüssen Europas sh man in den Jahren bis 1939 die Flagge des Ö.K.V. und die sportlichen Erfolge waren groß. Bei der Olympiade des Jahres 1936 in Berlin stand unser kleines Oesterreich an der Spitze aller Paddelsport treibenden Länder der IRK.

Dann kam 1939 der Krieg und 1945 das bittere Ende. Viele gute Kameraden kamen nicht wieder. Die Bootshäuser und das Material waren verbrannt oder geplündert, die Menschen verbittert, in Sorge und Kampf um das Allernotwendigste zum Leben. Aber schon wenige Monate nach dem Zusammenbruch begann der Wiederaufbau, erst zögernd, denn die Schwierigkeiten waren ungeheuer groß. Es gab keine Dachpappe, kein Holz, keine Nägel und doch wurden unverdrossen die Schäden der Bootshäuser repariert und im wahrsten Sinne des Wortes Boote gezaubert. Man riskierte kleine Wanderfahrten und versuchte bereits ein Jahr später die erste Regatta. Es ging wieder ganz schön vorwärts, besonders in Oberösterreich, in Linz und Steyr, die ein gnädigeres Schicksal nicht ganz so schwer getroffen hat wie Wien. Der Erfolg blieb nicht aus. Die SCF hat nun Oesterreich die Durchführung der Slalomweltmeisterschaften anvertraut. Viel Arbeit ist damit verbunden, aber es ist auch eine Auszeichnung für unser Land und für alle, die mitgeholfen haben, Oesterreichs Faltbootsport vorwärts zu bringen. (Quelle: Festschrift, Slalom Weltmeisterschaften 1951 in Steyr.)



1941, ein Meister in seinem Element: Leo Frühwirth
Österreichischer Staatsmeister
Befahrung der Salzachöfen am 27. Juni 1933


Aus der Anfangszeit des Kanusports in Deutschland

Leipzig war schon frühzeitig eine Pflegestätte des Kanusportes. Schon im Jahre 1857 brachte Gustav Hennigke den ersten Kajak in der Rob-Roy-Art nach Leipzig und verschiedene seiner Freunde ahmten bald sein Beispiel nach. Drei Leipziger, Schmiers, Funk und Stein waren es, die im Jahre 1863 schon eine Wanderfahrt in Kajaks, oder wie man damals sagte, in 'Grönländern', auf der Elbe unternahmen. Das beiliegende Bild zeigt diese Veteranen des Kanusportes in ihren abenteuerlichen Kostümen, die einen Einblick in die damalige romantische Note der Sporttreibenden geben.



1863: Das sind keine Trapper aus dem Wilden Westen, sondern ehrbare Sachsen auf Paddeltour an der Elbe. Die 3 Leipziger: Schmiers, Funk und Stein.

In den achtziger Jahren sind die drei Altpaddler Hennigke, Huber und Voigt in ihren Kajaks unterwegs auf Wanderfahrten nach Stettin ab Leipzig und auf anderen deutschen Gewässern, Saale, Elbe usw. zu treffen. 1884 fand in Leipzig die erst Ruderregatta auf der Elster statt, auf welcher auch 'Grönländerrennen' mit ausgetragen wurden.
Der vorerwähnte Gustav Hennigke ist der Sohn des Helden in der 'Verlorenen Handschrift' von Gustav Freytag. Der darin Hummel genannte Hutfabrikant war schon immer ein treuer Freund wassersportlicher Betätigung, und dies übertrug sich auch auf den Sohn, Gustav Hennigke, der zum Tenor der Leipziger Wassersportler wurde und dem Kurt Donat, wie dieser selbst befunden hat, die Anregungen zu seiner späteren Betätigung verdankt.



1901: Leipziger Kajakfahrer auf der Elster: Albert Huber (geb. 1840) paddelte seit 1876. August Voigt (geb. 1850) paddelte seit 1862. Mit dem Hund: August Hennigke (geb. 1836) paddelte seit 1849

Das Bild, das die drei Kajakfahrer, Hennigke (mit Hund), Huber und Voigt zeigt, wurde 1901 zum 25jährigen Jubiläum des Leipziger Rudervereins von 1876 aufgenommen. In dieser Gruppe haben die drei zahlreiche Wanderfahrten auf den deutschen Flüssen unternommen.

Text: Karl Wiegand, Leipzig, Foto: DKV-Archiv
Kanu-Sport, 1937, S. 423-424.


Aus der Anfangszeit des Kanusports in München

Eine Chronik des Münchner Kajaksports wäre unvollständig, wollte sie drei Ereignisse aus der frühesten Zeit der Entwicklung unseres Sportes nicht aufführen.

Einmal war es ein amerikanisches Faltboot, der 'Ohio', den der Münchner Artist Karl Prelle schon 1905 auf die Isar brachte, wo das Boot bis zu seinem von J.B.Sailer geschilderten Untergang im Juli 1905 etwa ein Dutzend Fahrten zwischen Wolfratshausen und München machte. Gleiche Boote wurden auch noch später bis 1914 auf der Isar gefahren, aber die rasche Entwicklung brachte die auch 1905 erfolgte Konstruktion des Herrn Architekten Heurich, der nach dem Vorbild eines Eskimokajaks ein Boot aus Pfefferrohrstäben und Segeltuchhaut (Delphin-Boot) baute, das dann nach mancherlei Verbesserungen den Urtyp unseres heutigen Faltbootes darstellt und damals schon alle Eigenschaften hatte, die um München gelegenen, raschfließenden Gewässer besonders Isar, Inn, Lech, zu befahren. Nun war auch das Interesse der Presse erwacht und erhielt durch gute Fahrtbeschreibungen von C.J. Luther und Eug. Roth neue Nahrung. Ein kleiner 'Kanusportklub' war der Vorläufer unserer heutigen großen Paddelklubs. Seine Mitglieder befuhren die Gewässer um München in starren Segeltuchkajaks, etwa in der Form unserer heutigen Faltboot-Einsitzer, bis 1908 das Faltboot auch hier seinen Einzug hielt. (Dipl.Ing.Jos.Locher)



Faltboot 1912


© Ilse Entner