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Erstbefahrungen | Befahrungsberichte | Expeditionen | Unfallmeldungen

Erstbefahrungen

Mit Polyesterbooten Mit Faltbooten
Verlinkte Befahrungsberichte


1995 Erstbefahrungen in Papua-Neuguinea
Jonas Nöcker, Wolfgang Amslinger,
Lukas Blücher und Dirk Schwarzer

Aoos in Griechenland, 1976

Erstbefahrer des Aoos von Vovousa bis Konitsa
in drei Tagen (2.-4.Juni 1976) mit Polyestherbooten:
Sepp Schächner aus Burgkirchen a.d. Alz
Helmut Jahn aus Landau a.d. Isar und
Siegfried Nickl aus Baierbrunn

Gegen Mittag kamen wir in Vouvusa an. Ein Dorf mit ca. 75 Einwohnern. Der Kaffehausbesitzer und der Bürgermeister stellen sich uns vor. Der Bürgermeister fragt auf Französisch was wir mit den Kajaks hier wollen. Den Aoos von hier bis Konitsa befahren war unsere Antwort. Der Bürgermeister riet uns energisch ab, es gäbe Kaskaden, Wasserfälle und einen unterirdischen Verlauf des Baches und außerdem gibt es in der Gegend auch noch Bären und Wölfe. Mittlerweile waren wir von neugierigen Dorfbewohnern und Kindern umringt. Es wurde palavert! Der Bürgermeister Chronis Druhias und drei Räte wollten uns nicht fahren lassen. Das Unternehmen 'Aoos' erschien ihnen zu gefährlich.

Wir ließen uns nicht beeinflussen, wir waren fest entschlossen den Aoos zu befahren. Am nächsten Tag hatten wir sonniges Wetter. Die ersten 2-3 km gingen durch ein enges Waldtal (WW I-II) danach wurde es noch enger. Die Felsformationen reichten 50-100 m hoch. Die Wassermenge betrug ca. 5m3 in Vovousa.



Siegi Nickl

Wir kamen bis Mittag gut voran, mussten 2-mal umtragen und treideln. WW 5 ist nichts für uns Wanderfahrer mit Gepäck. Die Schlucht öffnet sich.

Am Spätnachmittag fahren wir wieder in eine Schlucht hinein. Die Felsen sind größer und runder geworden. Eine großartige Kulisse tut sich auf. Riesige 5-10 m hohe, wunderbar glatt geschliffene Felsen in allen Formen vor uns. Wo geht's da durch? Wir klettern, schauen und beraten.



Wir werden sichtbar müde, es ist kalt. Plötzlich links oben, 500 m hoch, leuchtet ein Dach. Man will es nicht glauben, wir halten an. Unsere Karte verzeichnet ein Kloster. Nach der Karte wären es nicht mehr viele km bis Konitsa. Rechts eine Felsenhöhle mit Sand. Da bleiben wir heute Nacht.



Bürgermeister und Gemeinderäte von Vovousa



Tag 3
Ein klarer Morgen. Sind bereits um 10 Uhr auf dem Wasser. Nach wenigen km sind wir aus der Schlucht heraus. Die Berge treten zurück, blauer Himmel, einige WW III Stellen, ein Betonwehr. Wir suchen und finden eine Durchfahrt. Die griechisch-türkische Bogenbrücke wird sichtbar. Wir fahren durch die Pionierbrücke, landen rechts. Rudi, Resi und Rosi sehen uns nicht. Wir suchen in der Stadt und treffen uns. Wo seid ihr so lange gewesen? Wir wollten gerade die Polizei usw. verständigen. Ein Unsinn! Wer hätte im Aoos suchen sollen? Wo und wie hätte man damals helfen können?

Wir haben in 3 Tagen den Aoos als erste mit Polykajaks gemeistert. Ohne Verletzung und Bootsverlust. Ich habe den Aoos 6-mal erfolgreich befahren, und das noch mit 63 Jahren, als Initiator und Kenner. Leb wohl Aoos! Ich bin 80 Jahre (2005) und kann dich nur noch auf Bildern und Filmen sehen. 'Servus Aoos'!



Schluchtende

(Text und Fotos: Sepp Schächner)

Sepp Schächner befuhr den Fluss 6x mit wechselnder Besetzung (1976, 1981, 1982, 1983, 1986, 1988). Bei der Erstbefahrung war er 51 und bei seiner letzten Befahrung immerhin schon 63 Jahre.



1986 wurde über die Aoos-Befahrung ein Film vom griechischen Fernsehen gedreht, Sepp Schächner zweiter von rechts

Kizilirmak in der Türkei, 1956

Der Kizilirmak ist mit 1355 km der längste ausschließlich durch die Türkei fließende Fluss. Den Namen 'Roter Fluss' hat er durch einsenhaltigen Ton den er mit sich führt bekommen.

Die Erstbefahrer Sepp Schächner aus Burgkirchen an der Alz und Toni Niedermeier aus Töging sind ca 1000 km in einem Klepper Einer T6 und einem Klepper T65 gepaddelt. Die Anreise erfolgte mit der Eisenbahn.

Pressemeldung: 1000 Kilometer durch die Türkei
(Zeitung und Autor unbekannt, im Privatbesitz)





Sepp Schächner (geb. 1925)



Toni Niedermeier (geb. 1931, gest. 2006)



Brücken als Orientierungshilfe



30 km Shuttle mit dem Segelboot

Pressemeldung vom 19. Juli 1956:

Zwei Bayern hatten dramatische Erlebnisse
auf dem 'Roten Fluss'
Kanuten-Abenteuer in der Türkei
Dorfpolizei hielt sie zweimal für Sowjet-Spione - Steinhagel und Schüsse - Nach Aufklärung der Mißverständnisse mit größter Zuvorkommenheit von den Türken behandelt.
In diesen Tagen kehrten zwei südostbayerische Faltbootfahrer von einer tausend Kilometer langen Kanufahrt durch die innere Türkei zurück, während der ihnen Natur und Menschen dramatische Situationen bereitet haben.




Sepp Schächner

Der 25 Jahre alte Töginger Schlosser Toni Niedermeier und sein Kamerad Josef Schächner aus Burgkirchen an der Alz befuhren den Kizilirmak (Roter Fluß), das größte Flußwasser der Türkei, von seinem Oberlauf bis kurz vor die Mündung ins Schwarze Meer. Während die Fahrt auf den ersten 500 Kilometern durch karstiges Gebirge führte, und nachts Frost brachte, sank später die Tagestemperatur nicht mehr unter 40 Grad Celsius. In der Höhe von Avanos hatten die beiden Paddler Wildwasser mit höchsten Schwierigkeitsgraden zu durchfahren.



Toni Niedermeier

Die eigentlichen Abenteuer aber begannen erst im letzten Drittel. Während als erste große Hindernisse Rinderherden, die bis zum Kopf in den Fluten standen, um vor der sengenden Hitze Schutz zu suchen, Umfahren wurden, nahm Dorfpolizei die beiden Flußwanderer fest, da man die deutschen Pässe nicht entziffern konnte und ihre Inhaber als russische Spione verdächtigte. Der schwarzrotgoldene Wimpel am Bug der Boote wurde ihnen dabei zum Verhängnis, da der Kalender, in dem die Beamten nach den Nationalitätszeichen suchten, aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 stammte und für Deutschland eine Fahne mit Hakenkreuz aufwies.
Der Stadtkommandant und Polizeichef, den man aus der nächsten Stadt geholt hatte, entließ nach Klärung des Mißverständnisses die beiden, die sich 40 Kilometer weiter durch Flucht einer neuerlichen Kontrolle entziehen wollten. Als die Einwohner eines Dorfes, die die Bayern wieder als sowjetische Agenten angesehen hatten, die Boote mit einem Steinhagel zudeckten und die ersten Schüsse einschlugen, gaben die beiden auf. Obwohl nach der Gefangennahme die Suche nach Waffen, Funkgeräten und dergleichen vergeblich blieb, schleppte man die Boote in ein abseits gelegenes Dorf. Dort wurden die beiden Gefangenen wieder eingesperrt. Als sie nach der Polizei verlangten, schwang sich der Bürgermeister in den Sattel, um zur nächsten, kilometerweit entfernten Telegraphenstation zu reiten.



Toni Niedermeier nachdem sich die Probleme gelöst hatten

Mit dem Auftauchen des Bürgermeisters Vezirkoerprue erschien schließlich der Retter aus dem Verhängnis, er sprach deutsch, lud sie in seine Stadt ein und bewirtete sie mit der Zuvorkommenheit, mit der die beiden in der Türkei immer behandelt worden waren, wenn sie das Volk als Deutsche erkannt hatte.


Im Kajak durch die Bösdornau, 1949

Ein Bericht von Franz von Alber

Draussen steht über dem engen Zillertal ein blauer Himmel, weisse Wolkenballen segeln gegen Südwesten und zeigen für den heutigen Tag gutes Wetter an. Mein Freund, Herbert Slanar aus Wien, wartet schon. Er hat den Vormittag genutzt, um am Flusse entlang stromauf die Möglichkeit einer Befahrung ober Mayerhofen zu erkunden. Ja, freilich könnte man von oben fahren, allerdings ist es eine pfundige Sach! Im tiefen Bett rauscht der Ziller sein ungestümes Lied. Seine grauen Schmelzwasser ziehen drängend talab. Wir ziehen aber stromauf und führen unsere Boote weit hinein ins hinterste Zillertal. Dort bricht aus schmalem Felsspalt der Zemmbach, nachdem er in gewundenem Laufe am Grunde der Bösdornauklamm an senkrechten Felswänden entlang sich in jahrtausende langer Zeit den Weg ins freie Tal gebahnt hat. Die Boote lassen wir noch am Ausgang der Schlucht und wandern an ihren Rändern stromauf. Überall versuchen wir hinunter zu sehen. Vom Hochsteg haben wir einen guten Blickpunkt gefunden. Dumpfes Brausen tönt herauf und im feinen Wasserdunst schillert ein Regenbogen. Lange überlegen wir, ob wir es ganz von oben packen und die Schlucht auch in ihrem engsten Teile versuchen wollen. Der regenreiche und kalte Sommer hat uns nicht viel Zeit gegeben zu dem so notwendigen Training und so lassen wir es diesmal bei der Ausgangsschlucht und der auch nicht leichten Weiterfahrt bis zum Ziller und weiter nach Hippach bewenden. Wie wird es werden, wo kommen wir ans Wasser? Endlich finden wir einen steilen Kamin, durch den wir unsere Boote hinunter lassen können und bald liegen beide schlanken Einer auf einer kleinen Sandbank im kühlen Schatten einer überhängenden Wand. Kalt ist es hier unten, wie in einem tiefen Keller. Wir dürfen nicht lange warten, sonst wird es auch uns zu kühl. Wir wassern die Boote, sitzen ein, die Sitzlucke wird dicht abgeschlossen, um den Körper schliesst ein festes Gummiband die Spritzdecke hermetisch ab, dann halt noch ein kurzes Jauchzen gegen die grauweissen Felsen und hinauf zum Sonnenlicht und schon hat uns die harte Strömung mitgerissen.
Jetzt gibt es kein Herumschauen mehr. Unheimlich schnell trägt uns das kochende graue Gletscherwasser allen Hindernissen entgegen. Viel Zeit zum Überlegen gibt uns der Zemmbach nicht. Das Paddel fest in der Faust, köpfen wir schlagbereit jeden Brecher, der uns niederdrücken will. Hier gilt kein Zaudern, lieber schnell die falsche Seite gewählt, als zu langsam nach der richtigen zu wollen. Rufe schallen vom Ufer, nur einen kurzen Blick können wir tun. Wir erkennen die Kollegen vom Büro in Mayrhofen, die nun am Ufer stehen, Männlein und Weiblein und uns eine gute Fahrt wünschen. Weiter geht es unter Brücken und an kaum überronnenen Felsen vorbei, zwischen Brechern und glattgeschliffenen Blöcken finden wir für unsere schmalen Kajaks noch immer einen schnellen Durchlaß. Inzwischen ist die Sonne untergegangen als wir den grünen Ziller erreichen. Gleich zwei Bändern fließen nun die vereinigten Wasser beider Flüsse nebeneinander, das milchigweisse Gletscherwasser der Zemm neben den smaragdrünen Fluten des Ziller. Von hier beginnt ein rund 5 Kilometer währender Tanz von Welle zu Welle, von Brecher zu Brecher hinunter in mörderischem Laufe nach Hippach. Knapp unter der Mayerhofener Brücke steht rechter Hand das Marterl, das dem Tode des gekenterten jungen Innsbruckers, Hugo Braunsteiner, gewidmet ist, der anläßlich der Erstbefahrung dieser Strecke im Jahre 1937 so unglücklich umkam. Die hochgehenden Fluten des Ziller tragen schnell und so gelangen wir rasch nach Hippach. Von da ab wird der Fluss ruhiger und am nächsten Morgen fahren wir seinen vielen Windungen nach hinaus aus dem schönen Zillertal gegen Jenbach, wo uns bei der uralten verfallenen Feste Kropfsberg der Inn auf seinen breiten und trägen Rücken nimmt. In Wörgel landen wir und bauen ohne Hast unsere braven Boote ab. Ein schönes Wochenende im Juli 1949 ist wieder einmal zu kurz gewesen.


Neue Flüss' im Kärntnerischen

Lavant, 1933
Im Lavanttal ein lieber Bach

Ein Bericht von Franz von Alber, Graz.

Wir rollten per Achs nach Twimberg. Zwei über die Koralpe, davon einer im Auto, der zweite per Bootswagen, der dritte endlich über den Obdacher Sattel am Sozius der 'Zwahundertfuchzga Puch'. Das Wichtigste, unser Wasser, floß leider nicht im Fluss, sondern lag noch versteckt in den schattigen Schrunden der Koralpe. Drum karren wir solange gen Wolfsberg, bis es endlich doch reicht.
In Priel bei Wolfsberg liegen die Boote in kaum knietiefem Wasser, das zwischen weit ins Flussbett hängenden Erlen und Weiden dahinplätschert; manchmal aber wird es so seicht, dass drei Mann wie von der Tarantel gestochen aus ihren Booten sausen, sollen diese vor Schrammen bewahrt bleiben. Dann sperrt in der nächsten Kehre ein Baum den Fluss in voller Breite ab, nur an einer Stelle stehen die Zweige schütterer. Mit großem Anlauf und aufs Deck geduckten Köpfen stoßen wir durch das Ästgewirr. Kratzer gibt es genug, doch dabei lachende Gesichter. Als ob uns der Bach nicht dulden, uns irreführen wollte, so krümmt und windet er sich vor- und rückwärts, schier dreimal kehren wir zum gleichen Ort zurück.
Unmerklich nimmt das Wasser zu, schon bilden sich winzige Wellchen. Eine Brücke steht über dem Fluss. Am linken Ufer liegt eine liebliche Wiese, in nicht allzu großer Ferne Bauernhäuser, also gibt es Milch für unsere Kessel, Stroh für unsere Zelte. Hei, solche Nächte lob ich mir.
Vom wolkenlosen Himmel strahlt die Sonne des 1. Mai auf uns herab, während wir unsere Boote wassern. Noch immer ist es der kleine Wald- und Wiesenfluss, der sich unentschlossen von einer Talseite zur andern windet, für uns der schönste Fluss frühsommerlicher Fahrten.
Aber auch ernst genommen will sie sein, denn in der 'Marhöll' zeigt uns die Lavant schware Zähne. Hier heißt es den Fluss betrügen. Durch eine kleine Bresche schwindeln wir uns in den Stromstrich zurück, nachdem wir vorher seitlich links das Felsgewirr verlassen. Vor Lavamünd folgt noch ein guter Schwall, der sich nicht schämte, dem altersschwachen 'Tazzelwurm' noch einige Löcher in dessen alte Haut zu beißen. Das letzte Wehr in Lavamünd umtragen wir links, dann liegen die Boote auf der weiten Fläche der Drau und treiben bei tiefstem Niederwasser ins Jugoslavische.

Schwierigkeitsbewertung: Wolfsberg-Mündung ca 45 km bei NW II (Marhöll und Lavamünder Schwall IV).
Gefahren am 30. April und 1. Mai 1933. (Österreichische Kajaksport 1934)

Möll, 1933
Im Schmelzwasser der Pasterze

Ein Bericht von Franz von Alber, Graz

Brausend und sich vielfältig überschlagend steigt die Möll von Heiligenblut herab nach Pockhorn, den berühmten Möllfall bildend. An der Friedhofsmauer der Pockhorner Kirche, der ältesten des Mölltales, kann bereits eingesetzt werden. Trotz eifrigen Umfragens konnte nichts über die angebliche Erstbefahrung eines Wieners erfahren werden. Der Pockhorner Wirt, als Sportzeuge dem Start beiwohnend, meinte richtig: 'Er kann höchstens bei der Nacht g'fahrn sein.' Sicher war es auch so.
Nach kaum vier Kilometern leicht bewegter Fahrt kommt eine Brücke mit dem unfahrbaren Katarakt, der linksseitig ausgehoben, kaum 300 Meter umkarrt werden muss. Am Gradener Bach, der bei Putschall rechts in die Möll mündet, beginnt ein schwerer Schwall, der sich 2000 Meter bis nach Döllach 24 Promill Gefälle) zieht. Man soll doch nie etwas fahren, ohne vorher alles gut beäugt zu haben. Leichtsinn hätte hier um ein Haar die Fahrt bedeutend abgekürzt. Es ist ein komisches Ding, wenn der Kajak unbekümmert um Gischt und vorwärtsstürmendes Wasser festverkeilt im Fluss liegt, es ist aber eine verteufelte Angelegenheit, wenn nach jedesmaligem mühsamen Flottmachen das Boot bereits in den nächsten Steinen wieder festhängt und das Paddel dauernd an denselben abgleitend, nur haltlos Wasser in die Luft spritzt. Die zahlreichen Uferfelsen verwehren eine Landung, das übergroße Gefälle die Sicht. Endlich wird der Fluss breiter, die Strömung schwächer und der 'Döllacher Gries' erscheint. Im Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr liegen wohlverwahrt die spärlichen Reste eines Zweiers, der vor zwei Jahren von hier gestartet, knapp 500 Meter weiter unten bereits in den überhängenden Erlen festsaß.
Der 'Sagritzer Rain' ist schwer, aber gut zu fahren, die Überschneidungen seiner zahlreichen Felsen bieten dem Boot genügend Platz. Endlich ist Mörtschach, die vorjährige Startstelle erreicht. Wie ist alles verändert, denn wenig Wasser rinnt bei diesem kühlen Wetter vom Großglockner herab. Oft und oft schlägt der Holzsteven auf kaum überronnene Blöcke, im Schwall von Winklern bleibt das Boot kurz hängen. Der 'Treßdorfer Fürschlag' kann links gefahren werden. Der erste Teil des Klausenkoflers wird übertragen, in der Biegung wieder eingesetzt. Die Moserwellen weisen in der letzten Schlinge zwei sonst unbekannte Steilstufen auf.
Und als das Boot durch die Möllbrückener Brücke tanzt, können die Augen gerade noch die Zahlen seines Pegels erfassen. Pegelstand 20 erklärte so manches.
Schwierigkeitsbewertung der Möll: Heiligenblut-Pockhorn-Winklern ca 25,50 km bei MW 5 (Putschaller Schwall 5-6), Winklern-Fragant ca. 27,5 km bei MW 5 (Klausenkofler nicht gefahren, nicht gewertet), Fragant-Mündung ca. 28 km bei NW jedoch auch 5.
Gefahren am 28., 29., 30. August 1933 bei Pegel 20 in Möllbrücken. (Österreichische Kajaksport 1934)



Malta, 1934
Zu Füßen der Hochalm

Ein Bericht von Franz von Alber, Graz.

Die Fremdenverkehrskommission ließ es sich nicht nehmen, die ersten Faltbootsportler im A.D.R. in's Maltatal zu bringen. Am Pflüglhof vorbei führt der Weg zur 'Brandstatt'. Dort entstehen aus unserem unförmigen und häßlichen Gepäck die beiden schmucken Einer, die die Malta ertmalig nach Gmünd tragen soll. Ein altes Weiblein sieht dem Aufbau lange zu, grübelt und sinniert beim Anblick von soviel Stoff und Stäben, endlich kommt es zaghaft heraus: 'Söchtene große Fisch hamma ja gar net, wie's dös fischen wollt's!'
Erstaunt starren die Zinken des Malteiner Sonnblick auf diese seltsamen Wesen, die kurz darauf auf glasklarer Flut über dunkle Blöcke huschen. Manchmal gibt es freilich mehr Steine wie Wasser, aber trotzdem kann dieses und jenes Löchlein im Boot nicht das schöne Erlebnis trüben, das uns dieser Wildbach vermittelt, der eigenwillig durch das Tal der hundert Fälle eilt. Schon hängt an linker Bergeswand die wehende Fahne des größten Malteiner Wasserfalles, des 150 Meter hohen 'Fallbaches', der rakettengleich seine stäubenden Wasser zu Tale jagt. Myriaden feinster Wassertröpfchen erfüllen die Luft und brechen die Strahlen der späten Nachmittagssonne, die den Fall in köstlichen Farben erstrahlen lassen. 'Heut blüht der Fallbach', sagen dann die Malteiner Bauern.
Vor Malta sperrt ein 'Fürschlag' den Fluß linksseitig müssen wir umtragen, können knapp dahinter wieder einsetzen. In der Karnerau sperrt ein alter Triftrechen jede Durchfahrt. Das Umtragen ist umständlich, doch auch die mühsamsten Minuten vergehen. Kurz nachher taucht das mauerumschlossene Städtchen Gmünd auf, die alte Burg ragt über Zinne und Stadttor, nur das tönende Horn des Turmwächters fehlt, um die Vision altvergangener Zeit in den warmen Junitag zu zaubern.
Auf der ÄSandriesen' vor Gmünd steht unser lieber Lehrer Lax, um ihm die gesamte Gmündner Jugend. Noch nie prasselte das Feuer, standen die Zelte so schnell an diesem Abend, wo hundert hilfsbereite Beinchen liefen, Ärmchen Brennholz brachten und Zeltpflöcke in den Boden trieben. Mit uns freute sich am Lagerfeuer die Gmündner Jugend ob der gelungenen und schönen Fahrt.

Schwierigkeitsbewertung: Brandstatt-Gmünd ca 16 Kilometer bei MW 3. Gefahren am 6. Juni 1934 mit Franz Schulhof. (Österreichische Kajaksport 1934)

Die Lieser, 1934
Gischt am laufenden Band

Ein Bericht von Franz von Alber, Graz.

War die Malta leicht gewesen, so wußten wir, daß uns die Lieser manch harte Nuß zu knacken geben werde. Richtig, kaum waren wir unter den hochaufstrebenden Jochen der Gmündner Brücke hindurch gefahren, hörten noch die letzten Heilgrüße vom dichtbesetzen Brückenbogen klingen, als es schon galt, die Boote durch die ersten Felsreihen unverletzt hindurch zu bringen. Es war beinahe mehr 'Arbeit im Fels' als Faltbootfahren, wozu uns die weißschäumende Lieser zwang. 'Gischt am laufenden Band', meinte der zweite Einer.
Da jeder Kilometer zweimal gegangen und einmal gefahren werden muß, schaffen wir nur deren wenige am Tage. Denn die Lieser ist ein Fluß mit soviel saftigen Stellen, daß man manchmal verzweifeln könnte. Es wird wohl keinen Wasserstand geben, der den Fluß ganz fahrbar machen würde. Für manche Schwälle ist weniger Wasser günstiger, dafür die Einfahrt in den nächsten wieder trocken. So mußten wir auch einige Male übertragen.
Auch harte Ecken hat die Lieser. Äußerst unsympatisch meint 'Spezi' und richtig, kaum holt sich das Boot in den ersten Brechern eine nasse Nase, liegt der Kajakfahrer schon im Bach. Na, wie rumpelt ihn die Lieser schadenfroh über Block und Stein! Ein kurzes Kehrwasser unterbricht die Rutscherei, nicht lange dauert es sitzen wir wieder in den Booten, 'Spezi' zwar blaugebeult und deformiert, doch sonst noch recht aktionsfähig. Bei Lieserhofen gibt es den zweiten Stern, diesmal kommt er besser weg, denn nachher ist das Wasser dunkelgrün und tief.
Die Sonne weicht dicken Wolkenpolstern, frierend fahre ich weiter, während der Zweite mit dem Gepäck nach Seebach eilt. Das Seebacher Wehr wird rechts leicht umtragen, einige hundert Meter weiter unten steht bereits die Seebacher Brücke, wo die Fahrt für diesmal unterbrochen wird. Die nächsten 3 Kilometer, saftiger und schwerer als die vorhergehenden zwölf, harren noch der Befahrung. Bei niedrigem Mittelwasser wären sie am besten zu fahren, oder abei bei großem Hochwasser, das alle Hindernisse decken würde.
Zweimal Salzachöfen im Eskimo, dann Malta und Lieser, alles in knappen 6 Tagen und dazu keine Sonne mehr, ist reichlich viel. Wildwassermüde bauen wir ab und trollen uns zum Bahnhof.

Schwierigkeitsbewertung: Gmünd-Seebachbrücke ca. 12 Kilometer bei MW 5. Gefahren am 7., 8. und 9. Juni 1934. (Österreichische Kajaksport 1934)

Erstbefahrungen in Kärnten durch Franz v. Alber:
Lavant 1933, Franz von Alber mit Begleiter
Malta 1934, Franz von Alber und Franz Schulhof
Lieser 1934, Franz von Alber mit Begleiter
Möll 1933 ab Heiligenblut, Franz von Alber mit Begleiter
Möll 1932 ab Mörtschach



Franz v. Alber links

beide Fotos: 1962 in Griechenland von S. Schächner


Isel in Osttirol, 1930

Bericht von Franz von Alber, HDK

Endlich, im August 1930, klappte alles. Viel Wasser, schönes Wetter und ein festes Boot gaben die Gewähr für ein gutes Gelingen. Um sechs Uhr morgens fuhr der erste Omnibus nach Matrei in Osttiro. Nach Karte und 'G'fühl' konnte die Isel schon ab hier befahrbar sein. Gegen neun Uhr war das Ziel erreicht und ein guter Aufbauplatz an der Brücke oberhalb des Virgener Baches gefunden. Morgendliche Kühle lag im Tal und die Sonne verbarg sich hinter hohen Bergkämmen; vom Venediger pfiff ein eiskalter Gletscherwind. Bald schaukelte das brave Boot auf milchigen Wellen talab. Kaum 30 Zentimeter ist das Wasser tief. Doch dann bringt der Virginer Bach viel Wasser mit, und in eiliger Fahrt bleiben die Ufer zurück. Ein 'Mahder' hält im Mähen inne und ruft staunend: 'Als wiar a Fisch!'
Knappe vier bis fünf Kilometer ist leichte Fahrt, bis dann an der Brühler Maut die ersten harten Granitbrocken im Flußbett liegen. Doch mit großem Glück gelingt die Fahrt bis vor den Wasserfall; er muß umtragen werden. Über steile Stufen stürzen die Wassermassen ins tiefe Tal. Mit verbissenem Gesicht wird das Boot auf den Kopf genommen, im Anfang geht es leidlich, dann aber zwingt ein leichter Seitenwind zu balancierendem Aufkreuzen. Nach langen, qualvollen Minuten ist eine Einsatzstelle gefunden. Beim Moserbauern gibt es noch eine Stärkung: Milch, Speck und Brot; denn das hält Leib und Seel' zusammen! Und die Moserbäuerin meint kopfschüttelnd: 'Bua, bischt woll varruckt, mit'n Schiff 'n Bach abafahrn!'
Ein toller Tanz! Kaum halbmeterhoch gischtet das weiße Gletscherwasser über die Felsen. Jede hundet Meter müssen vorher genauestens angesehen, die Durchfahrtsmöglichkeit gemerkt, einstudiert und erkämpft werden. Unterhalb Huben verzweigt sich die Isel in mehrere Arme, und noch einmal muß das Boot für einige Zeit auf den Kopf genommen werden.
Heftiges Tuten eines Omnibusses erklingt, und durch die weiße Staubwolke wird das gletschergebräunte Gesicht des Villachers Auer sichtbar, der, lebhaft winkend, im Autobus steht. 'Ausgerechnet beim Umtragen muß man erwischt werden,' ist mein Gedanke - und 'ein Faltboot allein auf der Isel, das kann nur der Alber sein,' denkt jener ... Vor St.Johann im Walde kann wieder eingebotet werden. Die Uhr zeigt drei, und das Keeswasser hat mittlerweile die Isel zu einem staatlichen Fluß anschwellen lassen. ... Dieses periodische Anschwellen wird in der Flößerei geschickt ausgenützt. Nach drei bis vier Stunden sinkt das Wasser wieder.


Schöne Schwälle und große Wellen wechseln ab mit scharfen Kehren und stillen Stellen. Kein enges Wildbett mehr, in dem man jeden Augenblick aufsitzt oder im Stau der knapp überronenen Steine hängen bleibt.
Das Oberlienzer Mühlwehr könnte gefahren werden, durch das dritte Joch von links. Aber allein ist man doppelt feig und halb so mutig. Hineingeworfene Holzstücke werden in der Schaumrolle festgehalten, tauchen immer und immer wieder auf, bis sie dann endlich verschwinden, um erst weit unten, von der Grundströmung festgehalten, zum Vorschein zu kommen.
Vor dem 'Isler Abfall' wird gelandet. Fischer raten von einer Befahrung dringend ab, denn vor zwei Jahren waren zwei Villacher ertrunken, die im Zweier die Fahrt versucht hatten.
Ein kleines Mädel holt seine Mutter, denn allein kann es nicht zusehen.
Die einzig mögliche An- und Einfahrt ist ganz rechts. Kurz schrammt das Boot auf, dann ist es mitten im weißen Chaos. Es glückt. Ein Blick zurück zeigt winkende Fischer und das kleine Mädel lachend, während Mama mißbilligend ihr graues Haupt schüttelt und sich zum Heimweg wendet. (Österreichischer Kajaksport, 1931)


Steirische Salza, 1929

Ein Bericht von Franz v. Alber

Jahr um Jahr gleiten unzählige Faltboote die Enns herunter, vorbei an der Salzamündung, und kaum einer der Fahrer wirft einen Blick in das Felsentor, aus dem sich um die Mittagszeit braune Hochfluten ergießen. Kaum einer ahnt die Schönheiten, die diesen Fluß umrahmen, das unvergeßliche Erlebnis, das hinter diesem Tor verborgen liegt.

Vor Jahren ertranken bei Palfau zwei Faltbootfahrer, die als blutige Anfänger die Fahrt versuchten. Und begründeten dadurch den Ruf der Unfahrbarkeit. Drum wagte sich auch keiner mehr auf diesen Wildling, dieses absolut schönste Gewässer Österreichs.

....Verabredung mit einem Grazer Kajakfahrer...Als Initianten sollte ihm das Recht der Erstbefahrung vorbehalten sein......Der Pfingstsonntag verging, der Montag verstrich, die Sonne hatte bereits den höchsten Punkt ihrer Bahn überschritten - der Kamerad war nicht gekommen.

Inzwischen war das Interesse des Klauswächters für den einsamen Paddler erwacht. Unter anderem berichtete er: "Im Jahr 1848 wurde die Klause (Bresceni) gebaut, um die Flößerei auf der Salza zu ermöglichen. Vordem wurde nur getriftet. - Gegen vier Uhr nachmittags wird die Klause geschlossen, um erst gegen sieben Uhr morgens wieder geöffnet zu werden. Das auf diese Weise aufgespeicherte Wasser wälzt sich dann als gelbbraunes Hochwasser die zweiundvierzig Kilometer bis zur Enns hinaus." In dieser Zeit müssen Floß und Boot draußen sein, sonst bleiben beide unweigerlich an den zahlreichen im Flußbett verstreuten Felsbrocken hängen.

Da die ersten Kilometer leicht zu fahren sind, braucht nicht aufs 'Klausewasser' gewartet werden. .....
In Brunnhütte muß die Fahrt unterbrochen werden. Morgen erst soll die schwere Strecke mit 'großem Klauswasser' befahren werden. Dieses hatte mir der Klauswächter versprochen.



Mit dem Eskimokajak auf der Salza, Paddler unbekannt
(Deutsche Kanu-Sport 1933), Franz von Alber paddelte ein Eskimokajak

"A großes Klauswasser wir i Ihna oba lossen; daß Ihna nur net derschlogen. Und daß dem Klauswasser net davon fohrn, in Fachwerk müassen's guating a halbe Stund worten!"

Am nächsten Morgen gegen neun Uhr kam er mit dem Motorrad an und gab das Zeichen zur Abfahrt. Unheimlich still und trotzdem rasend schnell schießen die braunen Fluten vorbei, das Flußbett bis an den Rand füllend. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Hinter einer scharfen Linkskehre hört man schon das Brausen. Weiß schämend tobt der Fluß so weit das Auge reicht. Heraus und anschauen!

Denn Vorsicht ist die Mutter der - 'Fetzenschachtel'.

Es muß gehen. Einfahrt ist Mitte links, dann etwas rechts. - - Steil schaukelt das Boot durch die eigenartig kurzen und doch hohen Wellen. Ein Schwall folgt dem anderen. Nicht eine ruhige Stelle hat der Fluß. In wildem Tanz geht es unter den Brücken von Wildalpen hindurch. In Fachwerk wird gerastet und auf Wasser gewartet. Das Steigen oder Fallen desselben muß an den Ufern sorgfältigst beobachtet werden.

Unter Palfau verändert sich das Flußbild. Kaum einige Meter breit, hat sich der Fluß durch Konglomeratgestein seinen Weg in die Enns erzwungen. ...

Unter kleinen Wildstegen hindurch, an Marterln vorbei braust die Salza durch einen landschaftlich ganz hervorragenden Kanon.

An der Mündung ist noch als letztes Hindernis der 'Rechen' zu durchfahren. Das Wasser tost über ein Wehr, in das linker Hand eine Bresche gesprengt worden ist. Die Anfahrt links ist durch die Piloten des alten Rechens, der die Trift abzufangen hatte, sehr erschwert. Bei gutem Klauswasser bildet sich eine mörderische Floßgasse. Mitten in der Zunge baut sich eine große Wasserhöhle auf. Kneifen ist unmöglich. Das Boot in Schrägstellung muß rückwärts paddelnd eingefahren werden.



Der Salzarechen 1964, durch den Kraftwerksbau an der Enns gibt es ihn nicht mehr (Foto: Alfred Dietrich)

Man sieht einen Moment eine Wasserwand, kriegt eine Mordstrum Watschen und spürt einen Ruck, der den Körper nur so nach hinten schnellen läßt. Und schon schaukelt das Boot in die Enns. - - - -

Ein Juchezer bricht sich in den Bergen, um dann in vielfältigem Echo weit, weit drinnen in den Wänden des Tamischbachturms zu verklingen.

Die Erstbefahrung der Salza war ohne Kenterung oder Beschädigung des Bootes gelungen. Statt neun Kilometer Ennsfahrt konnten zweiundvierzig Kilometer herrlichsten Wildwassers bezwungen werden. Allerdings ist die Fahrt nur in den Vormittagsstunden möglich. Dafür aber hat man einen Wasserstand, der von jeglicher Witterung unabhängig ist.

Wer`s nicht glaubt, der frag in Wildalpen nach!
(Österreichischer Kajak Sport, Nr. 1, Jg. 1931, Wien,
Österreichs Paddelsport 1965)




LASSING, rechter Nebenfluss der Steirischen Salza
Erstbefahrung durch die Münchner Paddler Herbert Holzapfel und Paul Dursch am 25. Juli 1957


Schwarza - Höllental, 1927

Ein Bericht von Robert Kronfeld

Ein klarer, reißender Gebirgsbach ist die Schwarza.
Für einen, der wie ich unzählige Male nach einer schönen Skiabfahrt entlang dem Flusse nach hause wandern musste, war der Plan, auch dieses Wasser zu befahren, nicht allzu fernliegend. Begeistert war Freund Hubert Gregori (Faltbootriege Villach, Draukreis) bereit, da mitzuhalten.
Die ersten Sonnenstrahlen glitzerten über das Wasser, als wir unsere Boote einsetzen. Hier in der Gegend von (...?) ist die Schwarza ein friedliches, harmloses Bächlein. Die Schwierigkeit für den Fahrer besteht darin, die Bootshaut vor unliebsamen Aufrumpelungen zu bewahren. Dabei ist die Strömung an manchen Stellen außerordentlich stark, und es ist oft ein wahres Kunststück, zwischen den größeren Steinen, Kiesbänken und angeschwemmten Baumstämmen hindurch zu jonglieren. Schon hier bewährt sich die Fahrmethode, die ich nach meiner Wildwassererfahrung der letzten Jahre für die zweckmäßigste halte. Besonders in schnellströmenden Gewässern ist es, um Hindernissen auszuweichen, viel günstiger, sich die zum Steuern notwendige Relativgeschwindigkeit des Bootes zum Wasser nicht durch blindwütendes Vorwärtspaddeln sondern durch scharfes Zurückpaddeln mit geschickt eingestreuten einseitigen Stauschlägen zu holen. So gelang es, die Boote, ohne sie schwerer zu beschädigen, durch diesen ersten nicht allzu schwierigen Teil des Flußlaufes zu bringen. An dem Touristengasthof 'Singerin' geht es recht flott vorbei. Der Naßbach mündet und macht mit einem Male unser Bächlein mächtig anschwellend. Immer schneller geht's dahin, größer wird das Gefälle, rauschend brechen einzelne Felsblöcke die Strömung, gleichsam als Warnung vor dem Kommenden.



Da vorne, wo die Wände steiler werden, schwindet der Fluß in der dunklen Schlucht des Höllentales. immer näher rückt sie heran, die Boote huschen um eine Biegung und wir haben gerado noch Zeit das Ufer zu erreichen. Am Ufer gehen wir zu Fuß die Stelle ab. Während Freund Hubert abwartet und hilfsbereit am Ufer steht, fahre ich los. Zwischen zwei Felsblöcken geht es knapp hindurch und schon heißt es mit aller Kraft das Boot herumreißen. Die Wucht der Strömung hat mich auf eine überronnene Platte getragen. Ich spüre, wie das Boot über den Felsen rutscht, höre das Bootsgestänge krachen und knacken, werde gehoben, dann wieder heruntergerissen, noch einmal schlägt mein braves Boot dumpf auf einen Felsen und schon bin ich im tiefen, ruhigen Wasser.
Der Kesselgraben huscht vorbei. Wir haben viele Zuflüsse bekommen und hohe Wellen wirft der Fluß. Schon ist die halbe Strecke hinter uns und wissen doch, daß jetzt erst das Allerschwerste kommt, von dem das Gelingen unserer Fahrt abhängt.



Robert Kronfeld im 'Eisbärenschluf'

... Doch richtig hatte ich die Bahn gewählt, die Kräfte eingeschätzt. Schon bin ich in der befreienden Strömung. Ein Stauschlag ist notwendig um nicht an den gegenüberliegenden Felsen geschleuderrt zu werden, und aufatmend weiß ich, daß die erste Fahrt durchs Höllental der Schwarza gelungen ist!
.... Kaum an Land, jubelt er (Gregori) schon: 'Wenn diese Fahrt geglückt ist, kann man im Faltboot noch vieles, vieles wagen, was bisher als unbefahrbar galt.' (Quelle: Kanusport 1927)


Erstbefahrungen von Alpenflüssen

ALM in OÖ, Erstbefahrung ab Grünau 1925 durch Epple, St. Forian, und Wenger, Wels. Ab Almsee 1934 durch eine größere Gruppe des Welser Faltbootvereins

BRANDENBERGER ACHE - Eine Besichtigung des Triftsteiges ist nur zu empfehlen, weniger eine Befahrung, wenn auch dies schon unternommen wurde (Mai 1931 durch Dauschek und Seelos, TWV. Innsbruck).

BREGENZER ACHE wurde im Mai 1932 durch Staelin (gefallen 1944) und Schulhof vom Hochschulring deutscher Kajakfahrer erstmalig ab Bahnhof Lingenau-Hittisau befahren

BRIXENTALER ACHE - Die Erstbefahrung erfolgte im August 1930 durch Dauschek und Seelos, TWV. Innsbruck.

DRAU, wurde im Jahre 1914 durch Otto Lutter, Graz, erstmalig gefahren. Die Erstbefahrung der obersten Strecke von Abfaltersbach nach Lienz erfolgte durch Landsiedler und Weldegg im August 1934.

EISACK / ISARCO, Erstbefahrung erfolgte durch Franz von Alber, Schulhof, Hochstöger im Mai 1934

FRITZBACH, ein Nebenfluss der Salzach, wurde 1938 durch Theo Bock und Kurtz Sigritz, München, erstmals ab Hüttau befahren. Die 11 km lange Fahrt führt nahezu pausenlos über schwerste Katarakte und dürfte nicht allzu oft wiederholt werden.

GAIL, durch Sepp Weißenbacher und Hubert Gregori 1925

ILL, ab Bludenz wurde die Ill schon vor dem Jahre 1930 befahren, nähere Angaben sind jedoch nicht bekannt. Die Erstbefahrung der Strecke ab Tschagguns erfolgt im Juni 1931 durch Staelin und Kameraden vom HDK.

INN:
Der oberste Inn bis Finstermünz - Im Gebiet der Seen dürften schon vor 1930 Schweizer den Inn gefahren sein. Von Ernst Landsiedler ist eine Befahrung größerer Teilstücke aus dem Jahre 1932 bekannt. Seelos und Wolf fuhren 1933 vom Malojapaß bis Zernetz mit nur zweimaligem Übertragen (Wasserfall und Brailschlucht ab Höhle).
Finstermünz bis Landeck - An Erstbefahrungsdaten sind bekannt: Das zahme Stück von Prutz bis Fließ 1926 durch Roman Szalay. Ernst Landsiedel fuhr 1932 ohne Finstermünster Schlucht bis Tösens, wo er kenterte und das Boot verlor. Sausgruber und Seelos fuhren die Finstermünster Schlucht sowie die schweren Stellen bei St. Chistina (zwischen Tösens und Ried) vermutlich erstmalig.
Die Ardezer Schlucht galt in ihrem Mittelstück bis 1974 als diskussionslos unbefahrbar. Am 17. Juni jenes Jahres gelang Rüdiger Bock vom AKC-München die Befahrung dieser Traumstrecke. (Quelle: Herbert Rittlinger, 1977, Die neue Schule des Kanusports)


Rüdiger Bock gelang die erste vollständige Befahrung der Ardezer Schlucht im Schweizer Engadin.

ISAR - Die erste Befahrung mit einem Faltboot erlebte die Isar von Bad Tölz nach München durch Alfred Heurich am 30. Mai 1905. Dieser Tag verdient es auch, gleichzeitig als Geburtstag des Faltbootsports festgehalten zu werden, der von der Isar aus seine ungeahnte Verbreitung und Entwicklung - nicht zuletzt dank begeisterter Propaganda durch C.J. Luther - genommen hatte.
Wer die nächsten Pioniere waren, die sich immer weiter hinauf wagten, wird heute nicht mehr festzustellen sein: Sicherlich waren es Münchner Kajakfahrer, die die Isar samt Nebenflüssen aus ihrem Dornröschenschlaf erweckten. Schon 1921 war dieser Wildfluß Schauplatz der ersten deutschen Faltbootregatta.
Bereits vor 1930 gehörte ein etwa 8 km langes Stück im Hinterautal bis Scharnitz zum alljährlichen Frühjahrsprogramm der Innsbrucker. Am 31. Mai 1931 hat Kurt Sigritz, DTKC., München, mit Georg Weber dann wohl den obersten Punkt erreicht, als er von den 'Quellen' herunterfuhr. Sigritz hat auch einen Zufluß der Isar, den Rißbach, der aber jetzt leider der Vergangenheit angehört, vom Alpenhof bis zur Grenzbrücke am 13. Mai 1932 erstbefahren, während die Rißbachklamm zwischen den beiden Grenzbrücken und der Katarakt vor der Oswaldhütte am 13. Juni desselben Jahres daran glauben mußten.

ISCHL wurde am 23. September 1934 durch Fasthuber, Huemer und Hinterberger vom Welser Faltbootverein erstmals befahren

ISEL, zu Pfingsten 1931 hat Franz v. Alber (HDK) die Erstbefahrung unternommen, nachdem zwei Jahre vorher ein Zweierboot gleich nach dem Start zugrunde gegangen war.

LIESER - 'Die Lieser ist bei keinem Wasserstand durchwegs befahrbar und kann trotz ihrer großen landschaftlichen Schönheit zur Befahrung nicht empfohlen werden. Sie wird nur ganz großen Könnern vorbehalten bleiben.'
Die 11 km lange Strecke von Gmünd bis zur Seebacher Brücke wurde im Juni 1934 durch Franz v. Alber und Begleiter, der mehrmals kenterte, erstmalig befahren. Die Schwierigkeit wurde mit V angegeben, das Seebacher Wehr wurde rechts übertragen. Die weitere, 3 km lange Strecke durch die Lieserschlucht wurde ebenfalls durch Franz v. Alber am 24. Juli 1936 erstmalig bezwungen und deren Schwierigkeit mit VI eingestuft. Das durchschnittliche Gefälle von Gmünd bis Spittal beträgt 12,7 ‰.

LOISACH, gehörte wie die Isar sehr bald schon zu den Hausstrecken der Münchner Kajakfahrer. Da Alfred Heurich (laut Cil) schon im ersten Jahre des Faltbootsports (also 1905) einen Teil der Partnachklamm durchpaddelte, dürfte er auch die Fortsetzung auf der Loisach gemacht haben und somit der erste gewesen sein.
Die Erstbefahrung der äußerst schwierigen Loisachschlucht gelang im Sommer 1937 Theo Bock (CMK) und Kurt Sigritz (DTKC) München.

MALTA, erstmalig am 6. Juni 1933 durch Franz v. Alber und Franz Schulhof befahren.

MÖLL Erstbefahrungen: ab Obervellach von Sepp Weißenbacher und Hubert Gregori 1927, ab Pockhorn September 1932, ab Heiligenblut Pfingsten 1933 durch Franz v. Alber, Spittal/Drau.

NOCE, wurde in den Jahren vor dem Kriege erstmals von Utzmeier (CMK, München) befahren.

ÖTZTALER ACHE - ist für eine Befahrung nicht geeignet, wenn auch das letzte Stück bis zur Mündung, anläßlich von Filmaufnahmen, durch Höfler, Innsbruck, befahren wurde.

RHEIN - Erstbefahrungen:
Vorderrhein - vermutlich 1931. Hinterrhein - vermutlich 1929. Die Strecke Via Mala bis Albulamündung 1932 durch Seelos, Schachermann. Später hat auch die 11 km lange Strecke Hinterrhein bis Spügen (12,5 ‰!) seine Bezwinger gefunden. Oberrhein - vermutlich 1926, nähere Angaben fehlen.

SALZACH- Von Krimml nach Rosental, wurde am 10. Juli 1934 durch Franz Benesch, Innsbruck, und Reiter, Steyr, erstmalig befahren.
Die Erstbefahrung ab Bruck-Fusch bis Schwarzach-St. Veit wurde angeblich 1926 von Roman Szalay gemacht.
Die Strecke Schwarzach-St. Veit mit der berüchtigten S-Schleife bei Lend und der St. Veiter Stufe wurde von dem langjährigen Österreichischen Meister Leo Frühwirth im Sommer 1936 erstmalig bezwungen.
Adolf Anderle, AKK, Wien, hat am 6. September 1931 im Falteskimoboot als erster den schwierigsten Teil, die Salzachöfen, befahren.

SANNA, Trisanna, Rosanna - Ab St. Anton haben 1935 Plattner, Langer und Neuhauser, Innsbruck, diesen Wildbach erstmals versucht. Theo Bock und Kurt Sigritz, München, haben dann 1939 die noch unberührt gebliebene Wolfsschlucht ebenfalls bezwungen.

SILL,Dauschek, TWV Innsbruck, konnte 1930 für sich die Erstbefahrung buchen und hat auch einen weiteren Nebenbach, die Ruetz im Stubai schon mit seinem Boot befahren. Die Kataraktstufe in der Sillschlucht wurde erst 1949 durch Machek und Brunner vom TWV. bezwungen.

STEIRISCHE SALZA, da sich bei Versuchen ab Palfau Unfälle mit tödlichem Ausgang ereigneten, hat sich lange niemand an die Salza gewagt. Herbert Slanar und Viktor Mohr fuhren am 6. August 1929 ab dort. Von Einheimischen erfuhren sie jedoch, daß sie schon Vorgänger gehabt haben. Um Pfingsten hat Franz von Alber allein die Erstbefahrung ab Bresceni-Klause gemacht.
Um Pfingsten 1932 haben dann Landsiedler, Leupold, Meßner und Weldegg die Strecke ab Mariazell erstmalig befahren.

STEYR - die Erstbefahrung erfolgte 1930 durch HDK.-Gruppe: Frentz, Alber, Holbeck, Rautenfeld, Busch und Kratz. Ab Klaus bis Mündung war schon Jahre vorher die Steyr das Ziel einheimischer Paddler.

TRAUN - Die Befahrbarkeit mit Flößen hat der Traun und den meisten ihrer Zuflüsse schon sehr früh den Besuch von Faltbooten eingebracht, worüber leider nichts Näheres bekannt ist. Lediglich über die Erstbefahrungen weiter droben befindlicher Feinschmeckereien liegen Angaben vor. Die wohl "oberste" Traun vom Toplitzsee zum Grundlsee hat Wieser im Jahre 1930 erobert. Im August 1930 fuhren dann Wieser im Einer und Hromatka mit Frau Liebl im Zweier vom Grundlsee bis Bad Aussee. Die Fortsetzung bis zum Hallstätter See auf der Koppentraun erfolgte im Juli 1932 durch Hromatka und Klarwill.

ZILLER- Vermutlich 1922 durch G. Philipp, Verein Märkischer Wanderpaddler.





1926, Isar, Foto Max Schneider (München)



1932, Erstbefahrung der Bregenzer Ache, Franz Schulhof



1938, Erstbefahrung des Fritzbachs, Kurt Sigritz



1953, Obere Salzach, Rosemarie Wendl



1953, Salzachwehr bei Wald





1953, Steirische Salza, Sepp Schächner

'Enger wird das Tal, die Salza rauchst durch düstere Schluchtstrecken und nähert sich mit einem Furioso ihrem Ende, dem berühmten Salzarechen. Kurz vorher leicht ruhiges Wasser, es besteht die Möglichkeit, rechts zwecks Besichtigung anzulegen. Die Einfahrt in den Rechen (eine wuchtig überspülte, schräge Felsbarre) erfolgt ganz links. Man pirsche sich ganz links nahe an die hözerne Uferverbauung heran, dann mit Schwung die steile Rutsche hinunter und die wuchtige Walze von links anschneiden.'
(1952, Internationaler Fluss, Zelt und Wanderführer der Ostalpen)



1948, Foto Sepp Schächner

Eine Befahrung der SAALACH bietet außerordentliche landschaftliche Reize. Leider wird sich zur Zeit dieser Gebirgsfluß keines besonderen Besuches erfreuen dürfen, denn die Hindernisse sind nicht nur natürlicher Art (etliche Übertragungsstellen, der Stausee), sondern vor allem zolltechnischer Art. Bei Melleck fließt die Saalach in deutsches Gebiet, verläßt es nach 10 km bei Reichenhall und bildet nun bis zur Mündung die Grenze zwischen Österreich und Deutschland. Eine Erlaubnis zur Befahrung wird so bald nicht zu erhalten sein. (Internationaler Fluß, Zelt und Wanderführer der Ostalpen, 1952)



Ziller 1955, Weber Sepp mit einem Klepper T6



Ziller 1955, Schächner Sepp mit einem Klepper T6

Die Strecke Mayrhofen bis Hippach auf der Ziller Schwierigkeit IV, sehr stark verblockt und nur bei ausreichender Wasserführung befahrbar. Hippach bis Mündung II.(1952)
(Internationaler Fluss, Zelt und Wanderführer der Ostalpen, viersprachig, Tiroler Wassersport-Verein, 1952
Österreichs Paddelsport, 1974)


Kurt Sigritz, München





Erstbefahrungen - Klammen und Schluchten

(Walter Frentz, 1952, Durch die Schluchten Europas)

Diese geradezu klassisch zu nennenden Klammfahrten Kronfelds, Anderles und Walter Remmels und seiner Kameraden waren aber sozusagen nur der Auftakt einer allmählich systematisch betriebenen 'Klammforschung', die vorwiegend von Münchner Bergsteigern und Wildwasserfahrern wie Kurt Sigritz, Theo Bock, Uli Hösch (gefallen in Afrika) und anderen seitdem betrieben wurde.

1931 - Kurt Sigritz: die Isar-Schlucht der obersten Isar bis Scharnitz
1932 - Kurt Sigritz: die drei Walchen-Schluchten (beim Achensee), die vierte erst im Jahre 1948
1932 - Kurt Sigritz: die 'Rißbachklamm' (der Rißbach ab Oswaldhütte war bereits früher vom HDK befahren worden)
nicht zu verwechseln mit der von Sepp Strohmeier befahrenen Klamm
1933 - Kurt Sigritz: die Partnachklamm, die bisher über 130 Befahrungen erfahren haben soll (nach Cils Zählungen)
1936 - Theo Bock und Hammermüller: die Jachen-Schlucht
1938 - Theo Bock und Kurt Sigritz: die Fritzbachkatarakte (Nebenfluß der Salzach)
1940 - Theo Bock und Kurt Sigritz: die Wolfgrube bei Pettner anläßlich der zweiten Befahrung der Rosanna
1951 - Kurt Sigritz: Sarca-Felsendom bei Stenico und die Sarca-Schlucht vor Sarche


Erstbefahrung der Partnachklamm, 1948
Der Nimbus der Unbefahrbarkeit der Partnachklamm von Partenkirchen ist dahin.

Am 3. Oktober (48) wurde die Klamm von 19 Mann gruppenweise durchpaddelt, im Falteiner und in kurzen und langen Regatta-Holzkajaks, und wenn auch, namentlich bei dem niederen Herbstwasserstand eines verhältnismäßig trockenen Septembers, der das Wagnis erleichterte, diese Klammfahrt sich nicht mit den Befahrungen der Salzachöfen bei Golling vergleichen läßt, so haben die Felswände, Felsbrocken und klemmenden Blöcke im Verein mit schwalligem Wasser den Klammkanuten die 11 und 8 Minuten, die sie durchschnittlich in der engen tiefen Rinne verbrachten, recht sauer gemacht. Zumal den beiden, von welchen der erst sich am Ausgang der Klamm zwischen Wand und Stromstrich so verklemmte, daß der Nachfolgende über das Heck des ersten dicht hinter dessen Rücken, hinwegfahren - hinwegturnen - mußte, um herauszukommen.

Es handelte sich um eine sozusagen ausgeschriebene Befahrung. Der Bayerische Kanuverband hatte sie in dem Programm seines ersten Städtewettkampfes im Kajakslalom auf der Partnach in Garmisch-Partenkirchen angekündigt und Wasserwachtmänner der Bergwacht standen mit entsprechender Ausrüstung für alle Fälle bereit, ohne aber irgendwo in Aktion treten zu müssen.

Unter dem Eindruck dieser Befahrungen hat das Sportkomitee Garmisch-Partenkirchen und der dortige junge Faltbootclub ein Partnachklamm-Standartabzeichen geschaffen, dass all denen zusteht, die bezeugt die Klamm bewältigt und befahren haben.
(Luther, Kanu-Sport 1948, Foto, Kanu-Sport 1949)


Auf toller Klammfahrt
Faltboot-Erstbefahrung der Walchen, 1932

Von Kurt Sigritz, München

Fluss und Zelt, H.1933/34, H.2
Anmerkung der Schriftleitung: Wir bringen die fesselnde Schilderung dieser tollen Fahrt nicht, um etwa zur Nachahmung aufzufordern, sondern um zu zeigen, was das Faltboot sportlich zu leisten imstande ist, wenn es von mutiger, schneidiger Hand gesteuert wird.

Als mich der Zufall auf die Zollstraße, die von Achenkirch nach Fall führt, fesselte mich der begleitende romantische Wildbach, die Walchen, überaus stark. Durch wuchtige, kühngeschnittene Schluchten fürte sie ihr Wasser vom Achensee der Isar zu. Der Wunsch, diesem Wildling im Faltboot zu trotzen, erwachte in mir und formte sich allmählich zum Entschluß, zur Tat.
Ein Juni-Morgen begann, die Sonne verkündete ... einen heißen Tag und brachte Leben in unser Zeltlager beim österreichischen Zollamt Achenkirch. Zur Ausführung meiner geplanten Faltbootfahrt hatte ich mich nach Kameraden umgesehen, die mein Vorhaben überwachen sollten und eventuell Hilfe leisten konnten.
Während die Kocher an der Morgenarbeit waren, überprüfte ich aufmerksam mein Boot. Entweichbare Gegenstände band ich sorgfältig fest, klemmte das Reservepaddel zwischen die Spanten ein und fand mich sodann gerüstet zur Klammfahrt.
Auf den Fahrrädern eilten meine Begleiter voraus und erwarteten mich dort, wo die Zollstraße nach Fall die Walchen überbrückte und eine 1 Kilometer lange Klamm beginnt.



Die einzige Landemöglichkeit wird ausgenützt um das Beobachten zu erleichtern

Die erste Klamm nahm mich auf. Zusammengedrängt zwischen glatte immer gigantischer aufsteigende Felswände, entwickelt das Wasser stärker und stärker seine Wildheit und wirbelte wie toll über Absätze und Felsstufen zwischen den untersp&uuuml;lten durch. Wie von einer Sehne geschnellt jagte mein Boot dahin. Da plötzlich öffnet sich jäh vor mir ein Fall, der durch überhängende Felsen von oben her nicht sichtbar ist. Sekundenunentschiedenheit ergriff mich. Dann ein paar feste Schläge mit dem Paddel und schon ist mein Faltboot über dem Sturz und bohrt sich in den Gischt, steht Kopf. Etwas unsanft werde ich aus dem Boot an einen Felspfeiler geworfen und ein harter, zäher Kampf entwickelt sich um das gekenterte Schifflein.
Endlich werde ich in eine ausgewaschene Mulde links vom Wasserfall abgedrängt und es gelingt mir, mit den Füßen mich einzuspreitzen. Mit dem vorsorglich angebundenen Kochgeschirr versuche ich das Boot leerzuschöpfen. Ein unsinniges Unternehmen, denn das brodelnde Wasser spült immer wieder darüber hinweg. Ein Blick nach oben wirkt vernichtend. Überhängende aalglatte felsen bämen sich himmelwärts.
Unter Aufbietung all meiner Kräfte gelang es mir, die Hälfte des Bootes auf einen wenig steileren Felsensockel zu bringen. Das andere Bootsende steckt im brodelnden Naß. An den Felsen geschmiegt, für die Füße einen guten Stand findend, ist es mir möglich, das Boot mit dem Oberarm zu halten. Doch das Klammwasser zieht und zerrt an dem wasserfüllten Bootskörper. Die mittlere Spante war dem Druck auf Dauer nicht gewachsen, dann erlahmen auch meine Kräfte und Zentimeter für Zentimeter entgleitet mir mein Wasserroß.
Verzweiflung packte mich und machte mich mit dem Gedanken vertraut, dem vom Wasser bedrohten Boot durch die Klamm zu folgen, so gut es eben ging.



Bergung des Bootes in der Klamm

Da am Überhang über mir ein Ruf! Ein Kopf! Voll Hoffnung wäre ich bald aus meiner Zwangsstellung abgeglitten. Seit einer halben Stunde forschten meine Begleiter schon nach mir und eine weitere Viertelstunde musste noch vergehen, bis die Helfer über die 30 Meter hohe Wand zu mir kommen sollten.....
Versammelt auf einen engen Standplatz, lehne ich die Aufforderung meiner Helfer auf Bootsabbau und Aufholen der Teile strickt ab.
Wir klettern an der Wand hinaus und lassen das wieder zusammengeflickte Boot an den beiden Leinen hinab ins Wasser. ...

Der nächste Felseinschnitt und Klammdurchbruch behagt mir absolut nicht. Mit einenhalb Meter Gefälle schießt das Wasser über Felsengewirr in den Klammeingang und sonst besteht keine Möglichkeit zum Eisetzen. Doch dem Mutigen gehört die Welt, lehrt ein altes Sprichwort Ich lasse mich über den Katarakt hinab in die Klamm hineintragen. Tief gräbt sich das Boot ins Wasser und kommt kenterreif dicht neben der Felswand wieder an die Oberfläche. Zum Glück findet die abgleitende Hand an dem nassen Fels einen Haltepunkt und kann so eine Kenterung vermeiden. Schnell bin ich zwischen den senkrechten Felsmauern, Wasserwalzen und Wirbelbildungen überwindend, durchgeschossen. Ein prachtvolles Erleben. Doch ärger sollte es noch kommen. ...
Ein 4 Meter hoher Wasserfall bildet die Einleitung in eine weitere uneinsichtliche Klamm. Etwa 15 Meter nach diesem setz ich auf einem schmalen Felsabsatz mein Boot ein. Keine Handreichte leisten meine Freunde zur Unterstützung. Sie wollen nicht an meinem Untergang mit Schuld sein und fordern mich auf, die Fahrt abzubrechen. Umsonst! Etwas verstimmt über das Wegschaffen des Proviants überlasse ich mich dem Wasser, und gleich darauf dröhnt und rollt eine stattliche Wasserwalze über mein Boot und mich hinweg, hält uns fest und die Gefahr eines Umwurfes liegt vor mit. Ein in Flußlängsrichtung eingekeilter Baum erweist sich durch rasches Handeln als Retter. Ich klammere mich an, ziehe mich vorwärts und kann so dem Widerwasser trotzen.
Kurz vor mir tobt und wirbeld das Wasser über Felsabstürze, in die sich beästete und gesplitterte Waldriesen eingeklemmt und eingekeilt haben. Eiligst wende ich mein Boot und hole in zäher Paddelarbeit gegen die Strömung auf. Links und rechts glatte Wände, hinten wie vorne der Ausweg vom Wasser versperrt. Beime Blicke tasten über die Felsen und bleiben an einem emporziehenden Felsband hängen. Meine ganze Hoffnung setze ich darauf und auch mein Schifflein wollte ich nicht aufgeben.
Langsam schiebe ich mich an den Felsen hoch, das Boot mit der linken Hand am Süllrand haltend, nachziehend. Erschöpft, aber erfolgreich erreiche ich ein kleines Plateau, befinde mich aber immer noch in der Klamm.



Tief unten in der Klamm

Unter mir die wilde Enge und zu meinem größten Erstaunen bemerke ich, wie von meinem erhöhten Standplatz aus eine zweite Felsenschlucht einschneidet. Unendlich lang mochte es her sein, dass der Hauptwasserlauf hier durchführte, bis er sein jetziges viel tieferes Wasserbett durchbrochen hatte. Altwasser hatte sich angesammelt und auf diesem gelang die Umfahrung des wilden Teiles. Dann bringe ich das Faltboot über mäßig abfallende Felsplatten wieder ins übermütige Bergwasser. Meine Gefährten sind freudig überrascht, als ich wohlbehalten aus der Klamm wieder auftauche.
Die fünfte und letzte Klamm ist unfahrbar. Hilfsbereit setzen meine Kameraden das Boot um.
Der Schluss des Wasserlaufes hinaus nach Fall hat wohl noch exponierte Stellen, die technisches Können zur Überwindung erfordern, doch nach dem Vorausgegangenen fast leicht wirken, denn solange eine Kiesbank oder ein leicht geneigtes Ufer den Wasserlauf begleitet, ist die Gefahr bedeutend vermindert. Kurz vor der Mündung in die Isar verringert sich der Wasserstand der Walchen ...
Der körperliche und seelische Kampf mit der Natur lag hinter mir. Ein Kräftemessen, nachdem die Jugend heute verlangt, war wieder einmal geglückt.


Erstbefahrungen Schweizer Paddelpioniere

Viele Flüsse in der Schweiz (später auch in Schweden, Korsika, Frankreich, Italien, Deutschland, Peru, USA) wurden von Mitgliedern des Mittelländer Kanuclub (damals Faltbootklub Mittelland) erstbefahren.
Der Klub wurde 1929 gegründet und gehört somit zu den ältesten Kanuclubs der Schweiz.
Allein in den 1930er Jahren zählt der Club 65 Erstbefahrungen.

Tessin, 30.8.1933





Durchfahrt Faido

Mit dem Faltboot durch das Gletschertor des Obern Grindelwaldgletschers

Erstbefahrung 12. August 1934



Hans Vogt (Voh)

Tief verborgen unter dem schützenden Panzer des Obern Grindelwaldgletschers sammeln sich auf geheimen, nie geschauten Pfaden die eisigen Schmelzwasser. In unwahrscheinlichem Blau schillert, gleißt und funkelt das glühende Gletschertor und wölbt sich zur würdigen Ehrenpforte für die junge Lütschine. Scheu und befangen, gleichsam geblendet durch die einzigartige Pracht der umliegenden Hochgebirgswelt, zieht sie zuerst gesittet ihre Bahn. Dann aber wirft sie sich jauchzend dem Leben in die Arme und eilt in tollen Sprüngen zu Tal. Kopfüber stürzt sie sich über Blöcke und Stufen, rollt dabei gleichsam als Riesenspielzeug gewaltige Brocken aus Urgestein mit ungestümer Naturkraft vor sich her. Hellauflachend läßt sie mitgeführte Treibeisklötze an scharf vorspringenden Gneiskanten zersplittern. - Dieser spröden Schönen mit dem Faltboot beizukommen, ist keine Kleinigkeit. "Fahrbar" war denn auch nur ein kurzes Stück nach dem Gletscher, sodann die Strecke Grindelwald bis Burglauenen. - Die Erstbefahrung wird wohl auch die Letztbefahrung sein; denn eine Kenterung im grimmig kalten Gletscherwasser (1-3 Grad!) der Schwarzen Lütschine wäre verhängnisvoll. Dr.R.Grogg.

Simme, 3.5.1931



Die Simme, ein Nebenfluß der Aare (Kander), entspringt im Wildstrubelmassiv (3250 m) im Berner Oberland.
Sie weist auf 45 km ein Gefälle von über 500 m auf und ist wohl das rassigste schweizerische Wildwasser, das sich mit dem Faltboot meistern läßt.

Die Erstbefahrung gelang am 3. Mai 1931 nach gründlicher Rekognoscierung Mitgliedern der Gruppe Mittelland der Vereinigung Schweizerischer Flußwanderer. (Fluss und Zelt, 1931/32, H. 8, R.Grogg phot.)

In der Saane-Schlucht Montbovon-Lessoc

Bildbericht einer Erstbefahrung von
G.Grogg, Aarburg und Max Schachenmann, Oftringen



Wir starten unmittelbar an dem zerfallenen Wehr der Forces Motices bei Montbovon





Die Schlucht wird breiter, das Fahrwasser ist aber immer noch reichlich holprig



Nach einem unfreiwilligen Aussteigen: Boot und Kenterich werden geborgen





Je nachdem wie man sie ansieht, kann man diese Passage als hübsch oder schwierig bezeichnen. Knapp überspülte Felszacken im stärksten Schwall nimmt jeder Wildflußfahrer dankbar und begeistert als Abwechslung zur Kenntnis. Bei Hochwasser sehr wild, die Bilder sind bei Niederwasser (Pegel 2,10) aufgenommen. (Fluss und Zelt 1933, H9)


Neue Wildwasserfahrten in Sachsen, 1926

Das Hochwasserjahr 1926 hat so manchen Wunsch der zünftigen sächsischen Paddler-Gilde der Erfüllung nahegebracht, so manches 'Neuwasser' konnten die Häute der Boote streicheln. Stark erweitert wurde die Liste der fahrbaren Gewässer und auch die bisher erreichten Schwierigkeiten sind nun schon weit überboten.

Kirnitsch: Erstbefahrer: Otto Heinicke, Fritz Scheppler (Schweifsterne, Dresden), Bootstyp: nur Einsitzer, Schwierigkeiten: Je nach Wasserstand III-VI

Wesenitz: Erstbefahrer: Lothar Keydel (Pirnaer Kajakklub), Bootstypen: Zweisitzer sind gut möglich, jedoch müssen dann verschiedene Flußstrecken (Teufelskanzel, Lochmühle und Vorder-Jessen) umtragen werden. Schwierigkeiten: III-IV

Freiberger Mulde: Erstbefahrer: Gremser und Oehme (Freiberger Faltbootfahrer), Bootstypen: nur Einsitzer (bis Hilbersdorf), Schwierigkeiten: V-VI
Ab Hilbersdorf ist die Mulde dann schon etwas leichter befahrbar. Der landschaftlich reizendste, aber auch wildwassertechnisch schwerste Teil befindet sich vor Schloß Bieberstein. Später verliert die Mulde die Urkraft des Bergflusses, jedoch ist auch weiterhin noch Vorsicht geboten. Erstbefahrer: Ende 1925 (Freiberger Faltbootfahrer), Bootstypen: Zweisitzer, Schwierigkeiten: IV-V.

Flöha: Erstbefahrer: Otto Heinicke, Fritz Scheppler, Hugo Gäbisch (Schweifsterne, Dresden), Bootstypen: nur Einsitzer, Schwierigkeiten: V-VI

Zwönitz: Erstbefahrer: Edwin Baumgärtel (Schweifsterne, Chemnitz), Bootstypen: Einsitzer, auch Zweier möglich, Schwierigkeiten: III

Chemnitz: Erstbefahrer Georg Fraunfelder, Edwin Baumgärtel (Schweifsterne, Chemnitz), Bootstypen: Einer, Schwierigkeiten: VI

Göltzsch: Erstbefahrer: Walter Bräutigam, W. Böttger (Schweifsterne, Zeitz), Bootstypen: nur Einsitzer, Schwierigkeiten: IV

Weida: Erstbefahrer: Mitglieder der Schweifsterne, Zeitz, Bootstypen: je nach Wasserstand eventuell auch Zweisitzer möglich, Schwierigkeiten: IV

(Otto Heinicke, Sportwart der 'Schweifsterne', Dresden)


Stromschnellen an der Wesenitz



Wehrfahrt auf der Göltzsch


© Ilse Entner