kanugeschichte.net


Home  |  Meilensteine  |  Material  |  Flüsse  |  Paddelpioniere  |  Befahrungen  |  Links  |  Kontakt
Geschichte | Organisationen | Vereine | Leistungssport | Technik | Skijak/Wasserskilauf | Flößerei

Vereine

Österreich: Bayern: Prag: Foto: Sepp Schächner

Oesterreichische Kajakverband, 1928/29

Verbandsleitung:
1. Vorsitzende: H. Merinsky, Wien 13
Säckelwart: A. Scharsach, Wien 7
Fahr- und Sportwart: K.M.Wenger, Wien 1
Verbands-Pressewart: K.M.Wenger

Unterer Donaukreis
1. Vorsitzende: Emil Duschanek, Wien 1
Kreisheim: Café Josefinum, Wien 9
Arbeitsgebiet: Donau von Strudengau bis österreichisch-tschechische Grenze.
Nebenflüsse: Ibbs, Kamp, Erlauf, March etc. und der Neusiedlersee
Vereine:
  • Wiener Kajakclub, Bootshaus und Sitz: Kahlenbergerdorf - Kuchelauer Hafen, 19.Bezirk
  • Paddelclub Donau, Sitz und Bootshaus: Rotundenbrücke Wien 3, Erdbergerlände, Donaukanal
  • Paddlerbund Nibelungen, Sitz und Bootshaus: Muckendorf an der Donau
  • Akademischer Kajakclub, Sitz Wien. Anschrift: AKK, Wien 1, Liebiggasse 5, Amt für Leibesübungen. Bootshaus: Kahlenbergerdorf - Kuchelauer Hafen
Oberer Donaukreis
Vorsitzender: O. Lutz sen., Linz
Vereinsheim: Gasthaus Ensthaller, Ottensheimerstr., Zusammenkunft jeden Freitag abends
Arbeitsgebiet: Donau von deutsch-österreichischer Grenze/Engelhartszell bis zur o.ö. - n.ö. GrenzeSt.Nikola im Strudengau/ Inn von Braunau bis Mündung/Passau, Traun, Ager und einige Nebenflüsse, die aber nur lokale Bedeutung haben.
Vereine:
  • Welser Faltbootverein
  • Schärdinger Faltbootclub
Enns-Wildwasser-Kreis
Vorsitzender: R.Ternowetz jun., Steyr
Arbeitsgebiet: Enns und Steyr
Verein:
  • Steyrer Kajakclub
Salzachkreis
Vorsitzender: O. Amanshauser, Salzburg
Arbeitsgebiet: die Salzach von Ursprung Krimml, Pinzgau bis Mündung oberhalb Braunau mit Nebenflüssen und einigen Seen
Verein:
  • Salzburger Faltbootclub
Kreis Tirol
Vorsitzender: Carl Pickert, Kufstein am Inn
Spezialgebiet: der Inn ab seiner Befahrbarkeit bis österreichisch-bayerische Grenze (Kuftstein) mit Nebenflüssen und einigen Tiroler Seen.

Murkreis
Vorsitzender: Fritz Bosch, Graz 5
Arbeitsgebiet: die Mur ab ihrer Befahrbarkeit (Murau) bis zur österreichisch-jugoslavischen Grenze (Radkersburg) und die Nebenflüsse Mürz, Sulm und einige andere
Vereine:
  • Grazer Kajakclub Wikinger
  • Faltbootsektion des Murkreises in Leoben
Draukreis
Vorsitzender: Josef Schaffler, Villach, Rathausplatz
Arbeitsgebiet: die Drau ab ihrer Befahrbarkeit (Lienz) bis zur österreichisch-jugoslavischen Grenze (Lavamünd) und die Nebenflüsse Möll, Gail, Lieser und einiger weiterer Nebenflüsse, sowie einige Kärntner Seen

(Quelle: DKV Wanderbuch, 1928/29, Leipzig)


Grazer Kajak-Club Wikinger, 1912

1912 - Gründung des Vereins Grazer Kajak-Club Wikinger
1922 - Aufnahme in den österreichischen Paddelsportverband
1924 - 1. Mur-Faltboot-Regatta
1928 - Organisator der II. Faltbootausstellung in Graz
1958 - Umbenennung in Grazer Faltboot-Club Wikinger
1966 - Umbenennung in Grazer Kajak-Club Wikinger

Die 'Alte Murwärterhütte' errichtet 1898 wurde 1958 zum Bootshaus des Vereins

www.kajak-wikinger-graz.info
Zeitungsbericht zur Verfügung gestellt von Frau E. Ullreich


Die Linzer Schnecken, 1932

Weinzinger - Faltbootentwicklung - Verein

Ein Bericht von Alfred Heurich aus Rosenheim

... Ich will einem Manne danken der auf österreichischen Wässern viel geleistet hat, dem Linzer Hans Weinzinger den Gründer des österreichischen Kajaksportes.



Zwar hat es schon lange vor Weinzingers Zeit einzelne Wasserwanderer auch in Österreich gegeben, aber ihre als Einzelleistungen sehr bemerkenswerten Fahrten sind nie im Sportkajak erfolgt, sondern in Zillen, Sandalinen oder Holzkanus. Ja sogar der Linzer Apotheker Melichar, der vor rund 50 Jahren in einem 80 kg schweren Holzkanu von Innsbruck nach Wien hinabschwabbelte, hatte einen oder besser eine berühmte Vorgängerin, die Kaiserin Maria Theresia, die ihren toten Franzl (Franz von Lothringen) auf den Wasserwege von Innsbruck nach Wien überführte. Auch die Etschfahrt nach Venedig vor etwa 40 Jahren ist im Kanu ausgeführt worden. Und ebenso bediente sich der wohl älteste Linzer Paddler, der Irrenarzt Schnopfhagen eines aus England bezogenen Kanus.
Erst Weinzingers Initiative ist der Bau eines Sportkajaks in Österreich durch Breinbauer in Ottensheim zu danken. Am 12. August 1907, also vor 25 Jahren, machte Weinzinger in ihm seine erste Fahrt donauaufwärts. Und im gleichen Jahr gründete Weinzinger zur Propagierung seiner Ideen einen Kajak-Klub, die 'Linzer Schnecken'.
Wie ich das Faltboot seinem Zwecke des Flußfahrens genau angepaßt hatte, so wußte Weinzinger seinem Typ alle Eigenschaften zu geben, die zum Stromaufwandern nötig waren. Denn während Pietschmann seine von Wien aus unternommenen Stromauffahrten im Holzkanu ausführte und bei allen starken Strömungsstellen treideln mußte, hatte Weinzinger in richtiger Einschätzung der Grenzen der menschlichen Armmuskeln seinen Kajaktyp aus Leinwand über festem Holzstabgerüst sehr leicht gebaut und nahm seinen Jüngern das Versprechen ab: 'Alles, alles auspaddeln, auch die Schwälle stromauf! Niemals treideln! Niemals über Land tragen.' Zehn Jahre lang haben die ersten 6 Jünger Weinzingers, zu denen auch der heutige Ehrenobmann des Klubs 'Schnecke', Ernst, gehörte, dieses Prinzip hochgehalten und sind mit eigener Muskelkraft und Geschicklichkeit schon damals bis zur Donaugrenzstation Obernzell hinaufgefahren.
Weinzingers Leinen-Kajaks waren Schmal-Einer wollten so schmal als möglich sein. (Ing. Oberhammer, Linz, besaß einmal einen von nur 31 Zentimeter Breite, den er beim Einsteigen auseinanderpressen mußte, um seine Sitzgelegenheit hineinzuzwängen.) Was ihnen an Seitenstabilität fehlte, ersetzen sie durch eine ausgezeichnete den Erfahrungen des praktischen Lebens der Naturvölker richtig abgelauschte Längstabilität, die sich bei bewegtem Wasser durch die stark gehobenen Enden automatisch einstellte. Rasche Erlernung eines feinen Gleichgewichtsgefühls und das Aufstützen auf die Paddelblätter beim Fahren und in der Ruhelage ersetzen bis zu einem gewissen Grade die fehlende automatische Seitenstabilität. Nach heutigen Begriffen hatte Weinzinger also auf den ersten Griff ein hochsportliches Fahrzeug geschaffen und hochsportliches Prinzipien aufgestellt. Dies muß betont werden gegenüber den Versuchen alles ältere als sportlich minderwertiger hinzustellen.
Auch den anderen Kajaktypen hat Weinzinger seine Aufmerksamkeit zugewandt, stets bereit, das Gute an ihnen anzuerkennen. So besitzt er einen wundervollen Schwedenkajak und hat sich von Breinbauer einen 'reinrassigen Eskimokajak (reinrassig nur in der Form, nicht im Material!) bauen lassen, einen Typ, der dadurch bekannt geworden ist, daß der Wiener Pawlata in ihm das Eskimo-Kentern und -Wiederaufrichten praktisch ausgefürt hat.
Was am Sportler und Menschen Weinzinger so ungemein sympathisch berührt, ist seine unbedingte sportliche Ehrlichkeit. Trotzdem oder gerade weil er bereits über 30 000 Kilometer im Kajak (Linzer Schnecke und Faltboot, das in Österreich ja meist kurz 'Kajak' genannt wird) zurückgelegt hat, wird er nie seinen Typ für ein ungeeignetes Wasser empfehlen, auch nie sein eigenes Können bei anderen als selbstverständlich voraussetzen, wie dies neuerdings öfter in sonst ernsten Sportzeitschriften geschah. Wo warnt er zum Beispiel ausdrücklich vor Befahrung eines Wildwassers mit einem Boot (Kajak, Schnecke, Schwedenkajak, Donauschwede, Faltboot) mit ungenügender automatischer Stabilität, weil dort die Schwierigkeiten und Gefahrenmomente sich derart häufen, daß nur das allerstabilste Boot und der geübte Fahrer Aussicht haben gut durchzukommen, nicht aber solche, die ihr Schmalboot nur auf glattem Wasser sicher zu führen gelernt haben.
Dem Vater der Linzer Schneckenkajaks, dem Kajakvater Weinzinger wünschen heute seine Jünger und deren Jünger noch lange Jahre Sportgenuß in engster Verbundenheit mit der Natur, die Leib und Seele gleich stärkt und erhebt. (Fluss und Zelt, 1932/33)

Der Kajakveren Schnecke Linz www.schnecke.org ist Österreichs ältester Kajakverein. 2007 feierte der Union Kajak und Ruderverein Schnecke Linz sein 100-jähriges Bestandjubiläum.


Linzer Faltboot Club, LFC

Durch das Bergsteigen und Schilaufen ist man schon früh auf die Schönheiten der Flüsse aufmerksam geworden und hat mit dem 'Wasserwandern' begonnen.

Vor dem zweiten Weltkrieg, im Jahre 1933, haben Vetisek, Karl Texl und Karl Tautermann, sowie der bekannte Bergschriftsteller Sepp Wallner und Ignaz Treuschitz die Paddlergruppe des AV gegründet.

Die Donau war der meistbefahrene Fluss. Viele Mitglieder sind aber auch auf anderen oberösterreichischen Bächen, wie Traun, Steyr, Enns, Ager, Alm, etc. unterwegs gewesen und so wurden bald fast alle Flüsse unserer Heimat besucht.

Der zweite Weltkrieg hat eine unfreiwillige Pause verursacht, aber schon 1946 fanden sich die meisten heimgekehrten Paddler wieder zur gemeinsamen Aufbauarbeit. Viele große Urlaubsfahrten, so auf Drina, Narenta, Rhein, Rhone, Eisack, Etsch, Isar u. v. a. m. wurden in den Jahren 1948 - 1952 durchgeführt und an fast jedem schönen Wochenende waren Mitglieder auf Flussfahrten auf den heimischen Bergflüssen zu finden. In diesen Jahren hat sich dann eine kleinere Gruppe von der AV Paddlergruppe abgesondert und mit einigen, dem ÖAV nicht nahestehenden Paddlern den Linzer Faltboot Club gegründet. Dieser Verein entfaltete ein sehr aktives Vereinsleben und hatte große sportliche Erfolge. Der Linzer Faltboot Club erreichte einige Jahre lang das 'Blaue Band' des ÖPV (Österreichischer Paddelsport Verband = Österreichischer Kanu-Verband ÖKV) für die meistgefahrenen Flusskilometer in Österreich und konnte viele Wander- und Wildwasserabzeichen erringen.



Das Ziel der Besten, Salzachöfen Ausfahrt, Mai 1952

Anton Hubauer versuchte nun die beiden Linzer Paddlervereine wieder zusammenzuführen und im Jahre 1958 entstand dann der Linzer Faltboot Club des ÖAV, Sektion Linz, durch den Zusammenschluss der AV-Paddlergruppe mit dem Linzer Faltboot Club.

Die Traun Regatta wurde jährlich durchgeführt und viele Mitglieder nahmen an Wettbewerben des ÖPV sowie des ÖKV teil. Auch bei Großveranstaltungen, wie z.B. der TID (Tour International Danubien), der internationalen Donaufahrt von Regensburg bis ins Schwarze Meer, stellte der LFC Führer und Organisatoren. Über die Jahre sind unsere Vereinsmitglieder mehrere hunderttausend Kilometer auf Flüssen im In- und Ausland gepaddelt, eine stolze Bilanz, wenn man bedenkt, dass sehr viele dieser Kilometer auf nur kurzen Gebirgsbächen 'gesammelt' wurden.



Traun Regatta, 1955

1970 wurde unter Obmann Anton Hubauer das Bootshaus am Linzer Winterhafen für den LFC errichtet.

Der Verein hatte vorher nur zwei einfache Bootsunterkünfte in Urfahr, Obere Donaustraße, welche kaum mehr als 50 Boote beherbergen konnten. Zuerst wurde nur die Oberfläche des Bunkers 5 im Winterhafen von der Strombauleitung langfristig gemietet. Da aber für einen Bootshausbau die Mittel fehlten, wurde auch der Bunker selbst dazu gemietet. Dieser bietet für mehr als 200 Boote Platz. Durch die Unterstützung der Oberbank gelang es, die ehemalige provisorisch Baustellenfiliale in Urfahr - eine Art Container - zu erwerben und mit Schwerlastfahrzeugen in den Winterhafen zu überführen. Dort wurde das Bootshaus für unsere Bedürfnisse adaptiert und mit WC, Dusche, Küche, Schuppen, Vordach, etc. ausgestattet.



Polizeieskorte mit VW Käfer



Auf dem Donaudamm

Heute erscheint der Name 'LFC Linzer Faltboot Club' natürlich nicht mehr ganz zeitgemäß. Sind unsere 'Stammväter' und Clubbegründer noch ausschließlich mit dem 'Hadernkahn' (Faltboot) auf den Flüssen anzutreffen gewesen, so können wir heutzutage für jeden Einsatzzweck, sei es für Flachwasser, Wuchtwasser, die Befahrung von 'Sturzbächen', Kajakrodeo, etc., auf das geeignete Kunststoff Boot zurückgreifen.

Auch, wenn der Ausübung unseres Sportes durch die Verbauung der Flüsse Grenzen gesetzt worden sind, viele Flüsse kilometerweit gestaut sind, das Wanderpaddeln abnimmt, ... es gibt noch schöne, naturnahe Flüsse als letztes Paradies für uns Paddler. Und diese wollen wir erhalten, für unsere Jugend, für eine funktionsfähige Umwelt, als Erholungsbereiche, für deren Bewohner und als landschaftliche Schönheit unserer Heimat.


Text und Fotos: Linzer Faltboot Club (www.lfc.at)


Verein Bayerische Kanugeschichte e.V.
Das Archiv des Bayerischen Kanu-Verband

1999, anlässlich der Jubiläumsausstellung '75 Jahre Bayerischer Kanu-Verband', suchte man nach kanuhistorisch wertvollen Dokumenten und Ausstellungsstücken. Dabei musste festgestellt werden, dass viele unersetzliche Belege, Dokumente und Gegenstände aus Nachlässen bereits vernichtet waren. Um weiteren Verlusten dieser Art vorzubeugen, wurde der Verein Bayerische Kanugeschichte am 5. März 2005 in Buchenberg/Allgäu gegründet.

Besuch im Archiv, 2016

Bericht von Gernot Näser
Verein 'Freunde historischer Faltboote e.V.', Werder

Mitglieder des Vereins 'Freunde historischer Faltboote e. V.' besuchten zusammen mit weiteren Sammlern am 12. März 2016 den 'Verein Bayerische Kanugeschichte' in München, der das Archiv des Bayerischen Kanuverbandes betreut.



Wie muss man sich so ein Archiv vorstellen?
Das Archiv des Bayerischen Kanuverbandes liegt im Münchner Stadteil Moosach. Zwischen Häuserfronten versteckt eine einfache Kellertreppe, eine Tür in den Untergrund, und an den Lattenverschlägen der Mieter vorbei geht es zu einer soliden Stahltür. Dahinter ein sauberer, heller Raum, hoch genug, dass man aufrecht stehen kann, und Regale, Regale, Regale... Hier stehen Buchreihen, Aktenordner und Archivkisten. An einer Wand hängen Wimpel von Kanuregatten, darunter Urkunden, teils handgemalte Unikate. In einer Glasvitrine Auszeichnungen, Pokale und Gläser, die an Feiern des Bayerischen Kanusports erinnern. Und wieder Regale voll Bücher, Zeitschriften, Dokumentenkisten...

Frau Ilse Entner herrscht über dieses Reich. Zusammen mit dem Archivar Herbert Knoll, dem langjährigen Vorsitzenden der 'Bayerischen Einzelpaddler' (was es nicht alles gibt: wahre Einzelgänger fahren nicht einfach los - sie gründen erst einen Verein!) und den anderen Mitgliedern des 'Vereins Bayerische Kanugeschichte betreut sie das Archivgut und führt eine genaue Kartei über den Bestand. Welchen Arbeitsaufwand das bedeutet, kann nur ermessen, wer selbst einmal seinen Buchbestand kartierte.

Das Archiv wurde 2005 gegründet. Auslöser war ein Jubiläum: als man für die Ausstellung '75 Jahre Bayerischer Kanu-Verband' nach Exponaten suchte, kam nur ein erschreckend schwaches Echo. Die alten Paddler, die vor Jahren einmal eine Auszeichnung bekommen, einen Fahrtbericht gemalt hatten, waren verstorben, und mit ihnen war die Erinnerung an den Wert der Stücke und schließlich auch die Stücke selbst verschwunden. Man bedenke, dass Heinz A. Oehring noch zwanzig Jahre später den Nachlass eines Paddlers suchte, der 1968 gestorben war - es war kein Geringerer als Carl J. Luther, der Paddelautor, Skisportler und Fotograf! Dessen riesige Bildersammlung, für die Geschichte des Vorkriegssports unschätzbar und nur zu Bruchteilen veröffentlicht, ist nach 'CIL's' Tod nie wieder aufgetaucht.



v.l.n.r.: Ralf Petschnig, Herbert Knoll und Steffen Döring

Um weiteres Vergessen zu verhindern, rief der Bayerische Kanuverband den 'Verein Bayerische Kanugeschichte' ins Leben, der seitdem das Archiv des BKV betreut. Seine Stellung ist einzigartig: kein anderer Landesverband besitzt bislang ein Archiv! Wenn sammelnde Privatpersonen nicht davon hören und zugreifen, gehen Akten und Nachlässe außerhalb Bayerns den Weg alles Irdischen. In München lagert nicht nur 'Verbandsmaterial', sondern auch Nachlässe von Paddlern wie Lorenz Riedl (1910-1948), dem mehrfachen bayerischen Landesmeister und Olympiateilnehmer 1936. Den Rang der Sammlung kann man daran ermessen, dass inzwischen der Deutsche Kanuverband dem 'Verein Bayerische Kanugeschichte' beigetreten ist (und nicht etwa umgekehrt). Die Archivare warten nicht nur auf Archivgut, sie sammeln auch selbst: von den derzeit 84 Jahrgängen der Zeitschrift 'Kanu-Sport' fehlen dem Archiv nur noch acht, und der Verein ist stolz, bis auf sechs Ausgaben sämtliche verlegten Bücher und Auflagen Rittlingers zu besitzen.



Bernd Rabe im Gespräch mit Ilse Entner

Es war für mich eine besondere Freude, in den Räumen des Archivs einen überraschungsgast begrüßen zu dürfen: Sepp Schächner, den Alpenpaddler und Erstbefahrer vieler Flüsse, und, wie er sagte, '90 Jahre alt, seit 67 Jahren verheiratet und zuletzt diesen Herbst auf dem Wasser gewesen!' Er wollte einmal Sammler aus dem 'Norden' kennenlernen, und kann lange Geschichten von Flüssen erzählen. Der 'Paddlersepp' hat aus seinem Leben ein Buch gemacht, das er mitgebracht hatte. Vielen Dank, Sepp!



Gernot Näser im Gespräch mit der Paddellegende Sepp Schächner

Die 'Freunde historischer Faltboote' und der 'Verein Bayerische Kanugeschichte' wollen nun zusammenarbeiten. Denn während sich die einen vorrangig auf den Erhalt alter Handwerkskunst konzentrieren, sammeln die anderen ausschließlich Archivgut. Da kann der Austausch von Informationen von dem Einen zum Anderen die Arbeit Beider befruchten.

Ralf Petsching, Steffen Döring, Jürgen Oertel, Michael Ertl, Gernot Näser sowie Bernd und Camela Rabe bedanken sich bei Ilse Entner und Herbert Knoll für die herzliche Aufnahme und den hochinteressanten Nachmittag sowie den Ausklang beim Wirt. Wenn Ihr Münchner von begeisterten Sammlern ein Faltbootgerüst erklärt haben wollt - Ihr seid jederzeit herzlich willkommen!

Vereinsvorstand VBK 2016

  • 1. Vorsitzende - Oliver Bungers Präs. des BKV
  • 2. Vorsitzende - Willi Rogler
  • Geschäftsführerin - Dr. Ilse Entner
  • Kassenwart - Herbert Knoll
  • Archivare - Entner und Knoll
  • Schriftführer - Erich Konopicky


Vereine des Bayernkreises, 1920er

von Dipl.-Ing. Jos. Locher

Der Deutschen Touring-Club gründete 1912 eine Faltbootabteilung unter C.J. Luthers Leitung.
Nach dem Kriege, als die sportliche Betätigung der Heimgekehrten mit Macht wieder auszuleben begann, war bald aus der kleinen Faltbootgemeinde eine große Menge Faltbootsportler geworden, deren verschiedene Interessen natürlich in einem Verein nicht mehr Platz hatten, und die Chronik erzählt uns von einer denkwürdigen Generalversammlung im Herbst 1920, die eine offene Spaltung und die Gründung neuer Faltbootvereine in München brachte. Es entstand der Klub Münchner Kajakfahrer, heute einer der angesehensten Paddelvereine, und bald darauf nahmen die Turnvereine in München diesen Sportzweig in ihr Programm auf und wir sehen nacheinander die großen Münchner Turnvereine mit Faltbootabteilungen an die Öffentlichkeit treten. Auch außerhalb Münchens erwachte das Interesse am Kajaksport und wir sehen bald in Traunstein, Mühldorf und Rosenheim Faltbootklubs aufblühen.

Gleiche Sportbegeisterung und rege Wandertätigkeit brachte die einzelnen Klubs in enge Fühlung und sportlichen Wetteifer. Am besten zeigte sich die einmütige Stimmung der südbayerischen Vereine bei der am 22. Juni 1921 erstmals durchgeführten Isar-Faltbootregatta, die von der Faltbootabteilung des Deutschen Touring-Clubs ins Leben gerufen wurde.

Fast gleichzeitig mit dem Zustandekommen der rein auf den Faltbootsport, insbesondere auf das Flusswandern eingestellten Vereine bildete sich in München auch 1920 der Donaukreis des Deutschen Kanu-Verbandes. Er wurde ohne Fühlungnahme mit den bestehenden Vereinen von einigen früheren Mitgliedern derselben vielleicht weniger aus touristischen und sportlichen, als aus geschäftlichen Gründen ins Leben gerufen. Jedenfalls fehlte von vornherein jede Verständigung mit den starken Kajakklubs, und der Donaukreis konnte in München, ja in ganz Südbayern eigentlich nie recht Fuß fassen. Das lag daran, dass er auf die bestehenden Vereine keinerlei Rücksicht nahm und dass er viel norddeutsche Art, die damals für Münchener Verhältnisse gar nicht passten, zu uns bringen wollte. Die erste Kurzstreckenregatta des Donaukreises wurde von den im 'Ausschuss Münchner Faltbootvereine' zusammengeschlossenen Klubs gemieden und führte zu einem Starverbot des D.K.V. gegen die Isar-Regatta. Die ganze unerquickliche Auseinandersetzung kann nachgelesen werden im damaligen offiziellen Organ der Münchner Vereine, dem 'Faltboot' (Heft 4, Jahrg. I) und im 'Kanusport' (Heft8, Jahrg. II).
Die Notwendigkeit einer 'Wahrung der Interessen der Faltbootfahrer und ihrer sportlichen Eigenart', wie es damals im Gründungsprotokoll hieß, führte dann am 19. Juni 1922 zur Gründung des Verbandes Deutscher Faltbootfahrer, Sitz München, dem in München die Faltbootabteilung des Deutschen Touring-Clubs, der Klub Münchner Kajakfahrer, die Faltbootabteilung des M.T.V. v. 1879, Verein für Faltbootsport 1921, von auswärts der Klub Traunsteiner Kajakfahrer als Gründungsmitglieder angehörten. Auch Kufstein, Passau, Schärding a.Inn und Rosenheim waren zum Anschluss bereit.

Der Verband Deutscher Faltbootfahrer setzte sich zur Aufgabe, vor allem das Flusswandern zu fördern, daneben die traditionell gewordene jährliche große Faltbootregatta auf der Isar durchzuführen. Er nahm insbesondere gegen die im D.K.V. immer mehr in Aufnahme kommenden Kurzstreckenregatten Stellung, trat jedoch im Übrigen zum D.K.V. und dem inzwischen entstandenen Österreichischen Kajakverband in gute Fühlung. Allerdings kam der Einfluss des Faltbootffahrerverbandes nicht weit über Bayerns Grenzen hinaus, da im Norden der D.K.V. schon die Mehrzahl der Paddler umfasste und auch der Österreichische Kajakverband bald alle österreichischen Vereine an sich zog. Die rasch zunehmende Verbreitung des Faltboots auch in norddeutschen Kreisen und die Abschwächung der rein rennsportlichen Einstellung im D.K.V. haben dann die Wege geebnet, auf denen anlässlich der Isar-Regatta 1923 führende Persönlichkeiten des D.K.V. die Annäherung zu unserem Münchner Faltbootsport fanden. Auch unsererseits war der Gedanke eines engen Zusammengehens und das Zustandekommen eines großen deutschen Verbandes aller Paddler, ob Kajak, Kanu oder Faltboot, als großes Ziel vor Augen schwebte.

So brachte uns der Sommer 1924 nicht zuletzt durch die Anregung der inzwischen stark aufgeblühten Kajakvereine an der Donau und in Nordbayern den definitiven Zusammenschluss aller bayerischen Faltbootvereine in dem erweiterten Bayernkreis. Freilich, so ganz ohne 'Reservatrechte' gings nicht, und so blieben der Untertitel: Verband Deutscher Faltbootfahrer und einige verbandstechnische Erleichterungen bestehen. Durch den angebahnten regen Gedankenaustausch mit unsern norddeutschen Paddelbrüdern, vor allem auch durch das zunehmende Regattainteresse bei einzelnen Münchner Vereinen, schwanden die Unterschiede zwischen Nord und Süd. So war's nicht verwunderlich, dass in der Generalversammlung Anfang 1925 der einstimmige Beschluss zustande kam, den Verband Deutscher Faltbootfahrer endgültig zu begraben und restlos dem Deutschen Kanu-Verband als Bayernkreis angehören zu wollen. Damit war auch in unserem Sport die große deutsche Einheit geschaffen. Heute freut sich wohl jeder Münchner Kajakfahrer, diesem rührigen Verbande, dessen vorbildliches Arbeiten uns alle mit Stolz erfüllt, anzugehören. Der Bayernkreis aber ist im Verbande schon wegen der wachsenden Bedeutung des Faltbootes, nicht der letzte, ist er es doch, der im Verbande den Faltbootobmann alljährlich stellt.

Quelle: Der Bayernkreis, Hrsg. J.Grob, Pressewart










Sportverein Gendorf, Abteilung Kanu

Einblick in das Vereinsleben einer kleinen oberbayerischen Paddelabteilung mit großen sportlichen Erfolgen. Chronik 40 Jahre SVG 1956-1987

  • 1956 - Gründung der Abteilung Kanu. Abteilungsleiter Xaver Camelly und Adalbert Siebzehnrübl bis 1960
  • 1957 - gemeinsame Fahrten nach Schweden (1957) und Südfrankreich (1958) organisiert von Sepp Schächner
  • 1960 - 1971 Abteilungsleiter Sepp Schächner. Beitritt zum Bayerischen- und Deutschen Kanuverband
  • 1963 - Helmar Mang - Deutsche Jugendmeisterschaft 1. Platz
  • 1967 - Ausrichter der Oberbayerischen Wildwassermeisterschaften.
    Annemarie Amslinger - Oberbayerische Meisterin
  • 1971 - 1976 Abteilungsleiter Dieter Amslinger
  • 1976 - 1986 Abteilungsleiter Erich Jauß
  • ...

  • Die sportlichen Erfolge der Mitglieder waren die Krönung dieser Abteilung. Den Mitgliedern standen drei vereinseigene Abfahrtsboote, zwei selbstgebaute WW-Boote, Slalomstangen, Schwimmwesten, Bootshaus und ein VW Bus für Ausfahrten und Training zur Verfügung. Ab 1962 hatten die Vereinsmitglieder im Freibad von Burgkirchen die Möglichkeit zum Eskimotiertraining. Unterstützung erfuhr die Abteilung Kanu vom Vorstand des SVG, von den Herren Dr. Hartung, Dipl.Ing. Heinz Csalner, Rolf Lux, Gustaf Hartwig, dem Bayerischen Kanuverband und der Wasserwacht Burgkirchen die bei der Austragung der Rennen mithalf.

    Renn Asse des SV-Gendorf:

    Annemarie Amslinger (Glas), Weltmeisterin im Wildwasser-Mannschaftsrennen 1971, Deutsche Meisterin und siebenfache Österreichische Staatsmeisterin, Helmar Mang, Olympiateilnehmer (fuhr später für den KKR), Lothar Obermeier, Simon Hausner, Albrecht und Eberhardt Leese u.a.



    Weltmeisterschaft 1969 auf der Isère in Frankreich
    Annemarie Amslinger gewann Silber in der Mannschaft und Bronze im Einzel

    Pressemitteilungen:

    (leider ohne Angabe zu Zeitschrift und Datum)

    Otto, Käthe, Mani, Sepp Schächner



    1961, Abpaddeln auf der Tiroler Ache



    A.u.D.Amslinger, O.Birke, Habermann, L.Obermeier am Lech



    v.l.n.r. Helmar Mang, Lothar Obermeier, Albrecht Leese 1965 auf der Lieser



    v.l.n.r. Resi Schächner, Annemie Amslinger und Monika Niederhuber 1966 an der Salza



    Eva Obermeier und Annemarie Amslinger



    Vereinsausflug an die Gail
    Annemie und Wolfgang Amslinger

    Quellen: 40 Jahre SVG 1949-1989, Fotos Sepp Schächner und SVG Chronik


    2.v.l. Resi und 2.v.r. Sepp Schächner



    Vereinsleben (rechts stehend AL Dieter Amslinger)



    Paddeln auch im Winter



    Isar Regatta, Prijon Toni sen. links (KK-Rosenheim) und im Boot sitzend Obermeier Lothar (SV-Gendorf)

    Wildwassergruppe des SVGendorf



    Weissbach 1983



    Schwarzbach 1984



    Korsika 1984

    Der Tschochtan

    ist ein fixer Bestandteil der Gendorfer Kanuten und natürlich war er auch beim Abpaddeln 1961 auf der Tiroler Ache mit dabei.
    Es heißt der Tschochtan sei ein Kärntner Flussgott, so genau weiß man es aber nicht. Jedenfalls legt er jedes Jahr im Herbst einen Bericht über die Paddler und ihre Taten vor und manch Ungläubiger wurde von ihm schon in den Fluten versenkt.




    Mühldorfer Faltboot-Club

    Kurz nach dem ersten Weltkrieg, im Jahre 1919 - wagten sich die ersten Müdorfer teils bestaunt und vielleicht auch mitleidig belächelt mit ihren 'Haderndampfern' auf die 'reissenden Fluten' des Inn.

    1922 wurde von unternehmungslustigen Wassersportlern der Mühldorfer Faltboot-Club gegründet. Schon bald darauf wurde R. Rigam bei einer Regatta Tiroler Landesmeister, einige Jahre später sogar Bayerischer Meister. Auch einige Zweiergespanne konnten ehrenvolle erste Plätze belegen. Unter der tatkräftigen Führung von Hans Schmid war der MFC bald einer der stärksten und bedeutendsten Vereine Oberbayerns.

    Unter aufopfernder Arbeit entstand neben der Fähre ein schönes Bootshaus. Auf ihren Fahrten kamen einige Mitglieder bis ans Schwarze Meer

    Der zweite Weltkrieg machte dem ein Ende. Der Inn - inzwischen mit mehreren Kraftwerken verschandelt - war für die Älteren keine reine Freude mehr, denn Rosenheim-Mühldorf als gemütliche Sonntagstour, das war endgültig vorbei. Und der MFC - gone with the Inn. (MFC - Clubchronik)



    Rupert Rigam (1900-1985), Mitbegründer des MFC 1922, Tiroler Landesmeister und Bayerischer Meister in der Regatta.



    Die Mühldorfer Paddlerinnen und Paddler sind noch immer sehr aktiv wie das volle Fahrtenprogramm 2020 zeigt. Organisiert sind sie im www.kanu-faltboot-club-muehldorf.de


    Mühldorfer Paddler der ersten Stunde



    Bootshaus der Mühldorfer Paddler



    Innbrücke bei Mühldorf



    auf dem Foto stehend: Max Schmid jahrelanger BKV-Wanderwart und Vorsitzender der Bayerischen Einzelpaddler



    Unterlagen und Fotos zur Verfügung gestellt von Sepp Schächner aus Burgkirchen an der Alz
    Mühldorfer Faltboot-Club e.V., Mühldorf am Inn
    Gegründet 12.5.1922
    Anschrift: Jos. Ant. Jochner, Mühldorf, Postfach 34.

    Die erste Anregung zur Gründung unseres Klubs gab eine größere Faltbootflottille, die Pfingsten 1920 den Inn hinabfuhr. Erst 1922 kam die Gründung des M.F.C. zustande. Mitgliederzahl schwankt zwischen 12 und 20. Bootspark zwischen 10 und 12. 1924 setzte unter dem bisherigen Vorstand Hans Schmid die glücklichste Epoche des M.F.C. ein. Am 4. Mai 1924 ragte ein Flaggenmast mit unserem stolzen Wimpel am Inn empor, am 12. Mai wurde der erste Spatenstich zu unserem Klubhaus getan und dieses nur durch die finanzielle und die Arbeitskraft der Mitglieder so gefördert, dass am 5. Juli 1924 schon wimpelgeschmückte Firstbäumchen den Bau zierten.
    Sportlich brachte die Isarregatta 1924 dem Klub die ersten Lorbeeren: Rigam trotz Kenterung Zweiter im Gummi-Einer. Darauf folgten Inn-Meisterschaft und Salzach-Meisterschaft (beide Mal Rigam), wobei auch die Zweier jeweils den 3. und 4. Platz belegten, ferner Enns-Regatta mit diesem Zweiten im Gummi-Einer.
    Unsere stark besuchten An- und Abpaddeln (33 und 34 Boote) brachten uns den Jubel der einheimischen Bevölkerung, der nicht nur uns, sondern dem schönen Sport überhaupt gegolten haben muß.
    Der M.F.C. hat keine Veranlassung, seine Mitgliederzahl wesentlich zu erhöhen, da er mehr auf Qualität, als auf Größe des Vereins sieht.

    I. Vors.: Hans Schmid, Mühldorf
    II. Vors.: Jakob Mitterhuber, Mühldorf
    Schriftführer: J.A.Jochner, Mühldorf
    Kassier: Ludwig Kalchgruber, Mühldorf
    I. Fahrtenwart: Rudolf Kretschmann, Mühldorf
    II. Fahrtenwart: Rupert Rigam, Mühldorf
    Mitgliederzahl: 26
    Bootspark: 2 L. I, 12 L. II, 6 G. I, 7 G. II
    Zusammenkünfte: Freitags im Café Dinhuber in Mühldorf
    Bootshaus: Bei der Ueberfuhr am Inn

    Quelle: 1928, Deutscher Kanu-Verband Bayernkreis


    Allein oder im Verein, 1924

    In den Alpen kann der Hochtourist nicht selten Wanderern begegnen, die die schwierigsten Bergbesteigungen ohne Mithilfe, ohne Gefährten durchführen; auf dem Flusse sind diese Erscheinungen durchaus keine Ausnahme, man trifft sie auf ihren weiten Fahrten, wenn sie der heiße Sommer durch die Lande führt.
    Sind sie, die tüchtigsten und erprobtesten unter den Weltwanderern, ein augenfälliger Beweis, daß uns Vereine, mit ihrem Klüngel und Getriebe, nicht vonnöten sind? Wälzen wir nicht jahrelang unfruchtbare Kanzleiarbeit, werben und ereifern uns, um schließlich kaum einmal jenen reinen Genuß unser eigen zu nennen, den der stille Wandersmann vom ersten Augenblick genießt?
    So zwingend auch die Bejahung dieser Frage scheint, wir dürfen schon Unterschiede machen:
    Tun wir vor allem eins, schaffen wir den Verein nur als Plattform für die Betätigung der Vorliebe jedes einzelnen! Geben wir ihm die Mittel an die Hand den Alltag loszuwerden, den er ohne hilfreiche Sportgenossen nicht mehr zu bannen vermag! Vermehren wir ihm die Möglichkeiten, gegen Amtsschimmel und Geldgier in seiner Umgebung zu bestehen, geben wir ihm einen weiten Blick für die Reisemöglichkeiten in ferne Gebiete!
    Wie? Durch eine gute Bücherei, durch Vorträge und Handfertigkeitskurse, durch billige Beschaffung all dessen, was der Sportsmann braucht, durch gute Freundschaft mit dem Ausland und seinen Verbänden.
    In diesem Augenblick ist das Gerüst geschaffen, nun ist die Aufgabe erfüllt. Die Wohlgesinnten mögen kommen und nach ihrer Weise weiterbauen!
    Der wird sich an seine verlorene Jugend klammern und wird mit fröhlichen Jungen zur Tour ziehen. Ein anderer aber liebt es, mit dem zarten Geschlecht das kühle Naß zu befahren. Familien werden zur Sonntagsreise ausziehen, wie sonst auf dem Festland zur spießerischen Landpartie ... Sie alle laßt gewähren!
    Und auch den, der einsam seine Straße zieht, Eigenbrödler aus Überzeugung; auch ihm gibt der Verein Halt und Hilfe! Nur zwingt ihn nicht, ihn und keinen anderen, Bekenntnisse abzulegen und auf Farben zu schwören, und in Rudeln und in strengem Zwange durch die göttliche Freiheit da draußen zu maschieren!
    Nun sei es aber auch unsere Aufgabe, die Grenze zu finden, wo der Verein sein Recht verlangen muß und wo er den Sportfreund entläßt, damit er selbst zeige, was in ihm steckt! Suchen und erwägen, nicht verordnen ... Da liegt die Schwierigkeit, aber von dorther müssen wir den Pfad finden! (Dr.Friedrich Beck, Prag, 1924)




    Zeichnung: Arthur Nikolaus


    © Ilse Entner